Millionen-Streit Time Warners Rosenkrieg mit Madonna
New York - Entzündet hat sich der Streit, weil die Time-Warner-Manager offen über die Möglichkeit diskutierten, die Finanzierung von Madonnas erfolgreichem Plattenlabel Maverick Records einzustellen. Der Vertrag der Plattenfirma, die auch Stars wie Alanis Morissette und Michelle Branch verpflichtet hat, läuft Ende 2004 aus, und bisherige Gespräche mit dem Vorstand und Geschäftsführer von Time Warner, Richards Parsons, seien ergebnislos verlaufen, berichtet die "New York Times". Maverick Records gehört zu etwa einem Dutzend Joint Ventures zwischen der Musikindustrie und Superstars wie Madonna. Sie sind als "Vanity Labels" bekannt, heißt es in der Zeitung.
Sollten sich Madonna und Time Warner über die Zukunft von Maverick Records nicht einig werden, könnten der Pop-Star und einige weitere Maverick-Manager den Rückkauf ihrer Anteile durch Time Warner verlangen.
Doch auch in diesem Fall hätten die Anwälte zu tun. Denn was den Wert des Platten-Lables betrifft, gehen die Einschätzungen beider Seiten weit auseinander. Während Madonna und ihre Geschäftspartner den Wert ihrer Anteile auf rund 60 Millionen Dollar taxieren, gehen die Time-Warner-Anwälte von allenfalls 30 Millionen aus.
Doch bei der Auseinandersetzung geht es um mehr. Für Madonna ist der Erhalt von Maverick eine Frage der Ehre. Immerhin bietet das Lable einer Reihe der wichtigsten Begleiter ihrer Karriere die berufliche wie musikalische Heimat, darunter auch ihrem Freund Guy Oseary, der seit zwölf Jahren für sie arbeitet.
Es gehe jedoch auch, so berichtet die "New York Times", um Madonnas Ruf als Superstar, der jedem seine Forderung diktieren kann. Auch wenn die Pop-Ikone in den rund 20 Jahren ihrer Karriere Milliarden von Dollars ersungen habe, lasse ihr Erfolg und damit ihr Einfluss bei Times Warner nun allmählich nach. Immerhin verkaufte sich Madonnas letzte CD mit 3,5 Millionen Exemplaren nur halb so oft wie ihr Superhit "Music". Von solchen Verkaufszahlen träumen andere Künstler zwar ihr ganzes Leben lang, aber für Madonna ist das zweifellos ein Abstieg.
Als Test für Madonnas Standing bei Time Warner sehen Beobachter ihre Forderung nach Entschädigung für Aktien-Optionen an, die sie 1999 im Rahmen eines neuen Platten-Vertrages erhalten hatte. Einer komplizierten Formel folgend berechnete sich ihr Wert einst auf 20 bis 25 Millionen Dollar. Doch nach der Übernahme von AOL durch Time Warner ist der Wert der Optionen drastisch gefallen.
Sollte es der Sängerin gelingen, sich mit dieser Forderung durchzusetzen, dürfte sie es voraussichtlich auch schaffen, sich mit Maverick Records zu behaupten, heißt es.
Eine Trumpfkarte hat sie dabei noch in der Hand: Auch für Time Warner kommt der Rosenkrieg zur Unzeit, denn just in diesen Wochen verhandelt der Konzern mit EMI und einer anderen Investoren-Gruppe um Edgar Bronfman über den Verkauf von Warner Music, der Musiksparte des Konzerns. Ein endgültiger Bruch mit einem der wichtigsten Aushängeschilder könnte den Wert der Konzern-Tocher entschieden reduzieren. Möglich, dass es billiger wäre, die Forderungen der Diva zu erfüllen.