Milzbrand-Medikament Die Dämme brechen

Weil der Bayer-Konzern die sprunghaft angestiegene Nachfrage nach dem Anthrax-Medikament Ciprobay nicht befriedigen kann, wird nun die US-Regierung aktiv. Andere Hersteller sollen loslegen - Patentrecht hin oder her.

New York - Voraussichtlich wird es Bayer nicht schaffen. Mit der angekündigten Verdreifachung der Produktionskapazität bringt der Konzern rund 60 Millionen Cipro-Pillen auf den Markt, genug für 1,7 Millionen mögliche Patienten. Nach Ansicht der US-Regierung muss aber für 12 Millionen Patienten in den USA vorgesorgt werden.

Momentan werden zwei Auswege diskutiert: Zum einen könnte der Patentschutz unterlaufen werden, den Bayer in den USA bis Ende 2003 genießt. Zum anderen könnte die Wirksamkeit anderer Medikamente für die Anthrax-Behandlung überprüft werden.

Die erste Alternative würde das Problem ziemlich schnell lösten. Indische und amerikanische Konkurrenten von Bayer haben bereits große Mengen nachgemachter Cipro-Pillen, so genannte Generika, in Aussicht gestellt - und das zu weitaus niedrigeren Preisen. Allerdings wäre dies ein klarer Verstoß gegen internationales Patentrecht.

Momentan arbeitet die US-Regierung mit Hochdruck an der zweiten Alternative. In wenigen Tagen wird die Food and Drugs Administration (FDA) auch die Antibiotika Penizilin und Doxizyklin als Anthrax-Medikamente zulassen. Von diesen Wirkstoffen existierten bereits Generika auf dem US-Markt und eine Ausweitung der Produktion wäre relativ einfach.

"Es gibt keine Hinweise, dass die anderen Medikamente weniger wirksam sind", sagte die FDA-Medizinerin Sandra Kweder der "New York Times". Bereits in den fünfziger Jahren wurden Penizilin und Doxizyklin auch für die Milzbrand-Behandlung zugelassen. Es gibt allerdings Anthrax-Sporen, gegen die nur Cipro etwas ausrichten kann, deshalb wurde die Zulassung für andere Mittel nicht mehr erneuert. Nach Angaben von Kweder töten Penizilin und Doxizyklin aber zuverlässig die Anthrax-Bakterien ab, die in Washington gefunden wurden.

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