GEWERKSCHAFTEN Mit Deo und Zahnpasta zum Soli-Streik
Bei ostdeutschen Siemens-Mitarbeitern, die nicht gewerkschaftlich organisiert sind, wächst der Ärger über die Streiks der IG Metall zur Einführung der 35-Stunden-Woche. Empörte Konzernangestellte kritisieren heftig die jüngsten Arbeitskämpfe bei Siemens-Ablegern in Leipzig oder Crossen unweit von Zwickau, weil von über 125 000 Branchenangehörigen in Sachsen bei der Urabstimmung nicht einmal zehn Prozent für den Ausstand votierten. Vollends vergrätzt reagierten arbeitswillige Siemensianer, als ihnen vergangene Woche ein IG-Metall-Aufruf in die Hände fiel, mit dem die Funktionäre für einen Solidaritätstrip freigestellter Münchner Betriebsräte zur bestreikten Konzerntochter in Leipzig warben. »Für Essen und Trinken ist gesorgt«, preisen die IG-Metall-Kader ihre Gratissause an, außerdem winke als Schmankerl »anschließend noch eine Stadtbesichtigung«. Um gut gerüstet zu sein, erteilten die Organisatoren den Siemens-Ausflüglern sogar detaillierte Hygienetipps. »Mitnehmen solltet Ihr ... Zahnbürste und Zahncreme, Deo, Waschlappen und Handtuch zum Frischmachen«, heißt es in der Einladung.