MobilCom Börse entsetzt über Deals mit Schmids Ehefrau
Büdelsdorf/Paris - In einer Pflichtmitteilung gab MobilCom heute Morgen bekannt, das Unternehmen werde ein Aktienoptionsprogramm für Händler und Vertriebspartner auflegen. Die dafür vorgesehenen 3,6 Millionen Aktien stellt die Millennium GmbH zur Verfügung. Geschäftsführerin von Millennium ist Sybille Schmid-Sindram, die Ehefrau des MobilCom-Gründers Gerhard Schmid. Millennium erhält für den Deal einen Betrag in unbekannter Höhe.
Nach Angaben eines Sprechers habe MobilCom keine Bank gefunden, die bereit war, die Optionen abzusichern. Deshalb sei man froh gewesen, mit Millennium einen Partner für das Programm gefunden zu haben. Wieviel Schmid-Sindram für das Geschäft mit den Aktienoptionen von MobilCom bekommt, will das Unternehmen nicht sagen. Ein MobilCom-Sprecher konzediert, der Deal mit Millennium sei "nicht die optimale Variante. Es ist schon etwas unglücklich." Dennoch sei alles mit rechten Dingen zugegangen.
Aber das ist nicht alles: Die "Financial Times" berichtet in ihrer heutigen Ausgabe, MobilCom-Großaktionär France Télécom habe den MobilCom-Aufsichtsrat aufgefordert, einen Aktienkauf der Ehefrau Gerhard Schmids zu untersuchen. Schmids Gattin hatte über Millennium vor einiger Zeit fünf Prozent an MobilCom erworben.
Nach Darstellung von France Télécom soll MobilCom an Millennium Geld gezahlt haben, mit dem Sybille Schmid-Sindram dann die fünf Prozent der MobilCom-Aktien erworben habe. Ein Sprecher dementierte dies umgehend: "MobilCom hat Frau Schmid kein Geld zum Aktienkauf gegeben. Das wäre illegal, und das würde MobilCom nie tun." Denn falls Millennium im Auftrag und mit Barmitteln MobilComs Aktien erworben hätte, wäre dies ein Aktienrückkaufprogramm gewesen. Dafür ist die Zustimmung der Hauptversammlung notwendig.
Freunde der Familie
Bisher hat France Télécom keine Beweise für die Anschuldigungen vorgelegt. Trotzdem werfen die geschäftlichen Verbindungen MobilComs zur Millennium GmbH eine Reihe von Fragen auf. Zwar scheinen die Geschäfte zwischen MobilCom und Millenium juristisch einwandfrei zu sein. Allerdings riecht das Ganze nach Vetternwirtschaft.
Die Millennium GmbH hatte bis vor einem Jahr noch einen anderen Geschäftsführer und Inhaber: Gerhard Schmid. Der hat das Unternehmen laut Handelsregister am 06. März 2001 an seine Ehefrau verkauft. Die Börse reagierte auf Schmids-Familienmanöver mit Entsetzen, die Aktie fiel binnen weniger Minuten um 22 Prozent.
Bei der Telefonauskunft ist Millenium nicht gelistet - es scheint sich um eine klassische Briefkastenfirma zu handeln. Unter der Adresse "Kaistraße 47, 24114 Kiel", findet sich stattdessen die "Germania Hafen Vermarktungs- und Verwaltungsgesellschaft Nicole Hiller". Als Inhaber von Germania sind laut Auskunft zwei Personen mit den Nachnamen Weiß und Sindram eingetragen.
"Wir bereiten den Krieg vor"
Die Franzosen halten über ihre Mobilfunktochter Orange 28,5 Prozent an MobilCom. France Télécom hat vertraglich garantiert, bis 2010 bis zu 10 Milliarden Euro in den Aufbau von MobilComs UMTS-Netz zu investieren. Das könnte den französischen Marktführer überfordern, der mit über 50 Milliarde Euro verschuldet ist.
Sollten sich die Vorwürfe bewahrheiten, wäre der Kaufvertrag zwischen MobilCom und France Télécom null und nichtig, heißt es in Paris. Das wäre eine saubere Lösung für die Franzosen: Die hoch verschuldete France Télécom müsste dann nicht mehr für MobilComs Milliardeninvestitionen in die neue Mobilfunktechnik UMTS gerade stehen. Für MobilCom würde dies das Ende bedeuten. Das Unternehmen ist allein weder in der Lage, die UMTS-Investition zu tragen noch die Schulden zu tilgen.
Noch ist unklar, ob France Télécom tatsächlich komplett aus der Allianz mit den Büdelsdorfern aussteigen will oder aber auf eine Übernahme der MobilCom setzt. Nach einem Bericht des "Handelsblatts" versucht France Télécom, den Gründer und Vorstandsvorsitzenden der MobilCom AG, Büdelsdorf, Gerhard Schmid, zu einem Rückzug aus der Mobilfunkgesellschaft zu drängen.
Der französische Konzern wolle schneller als bisher geplant die Mehrheit an dem Unternehmen erlangen, schreibt die Zeitung unter Bezug auf MobilCom-Kreise. Die Franzosen versuchten deshalb offen, Schmid in die Enge zu treiben, um ihn zu einem Verkauf seines Aktienpakets von 43 Prozent zu veranlassen.
Die Aussichten auf eine gütliche Einigung zwischen den beiden Parteien sind denkbar schlecht. "Wir bereiten hier", so ein France-Télécom-Manager gegenüber den "Handelsblatt" "einen Krieg vor".
Von Thomas Hillenbrand