Nach Ausladung "taz" darf doch zum Gewerkschaftstag der IG Metall
Leipzig - Nachdem die IG-Metall zwei Redakteuren der "tageszeitung" (taz) den Zutritt zum laufenden Gewerkschaftstag verweigert hatte, sind die Journalisten nun wieder zugelassen. "Für uns hat die freie Berichterstattung einen so hohen Stellenwert, dass die Redakteure der taz akkreditiert werden", schrieb der neue Gewerkschaftschef Berthold Huber an taz-Chefredakteurin Bascha Mika.
Zuvor hatte die "taz" berichtet, dass ihrem Reporter die Akkreditierung zu dem laufenden IG-Metall-Kongress verweigert worden sei. Grund sei ein Artikel vom 3. September: Ein Autor hatte über den bisherigen IG-Metall-Vorsitzenden Jürgen Peters berichtet, dieser werde von internen Gegnern manchmal "Stalin" genannt, hieß es in dem Text. Dies habe die IG Metall zum Anlass genommen, den Autor für unerwünscht zu erklären. Auch einem anderen Redakteur sei der Einlass zum Gewerkschaftstag verwehrt worden.
Doch auch wenn die Journalisten wieder zum Gewerkschaftstag zugelassen sind: Der frisch gekürte Gewerkschaftschef betonte, dass der Stalin-Vergleich unzumutbar sei: "Der Vergleich eines IG-Metall-Vorsitzenden mit Stalin ist eine Beleidigung und journalistische Grenzverletzung", hieß es in dem Brief an Bascha Mika weiter. Es sei für ihn nicht nachvollziehbar, dass sich die taz für die "Geschmacklosigkeit" nicht entschuldigt und damit das Thema aus der Welt geschafft habe.
Die "taz"-Chefredakteurin kritisierte den Vorfall als "Einschränkung der freien Berichterstattung". Die IG Metall habe "Anlass, sich Gedanken über ihr Demokratieverständnis zu machen".
Auch der Deutsche Journalisten Verband (DJV) kritisierte das Vorgehen der Gewerkschaftsführung. "Von Gewerkschaft zu Gewerkschaft: Die IG Metall hat nicht das Recht, sich mit dem Ausschluss der "taz" von der Berichterstattung gegen die kritisierte Veröffentlichung zu wehren" erklärte der DJV-Vorsitzende Michael Konken. Dies sei "Erpressung in Reinform".
amz/dpa