Nach öffentlicher Empörung Merrill-Lynch-Spitze verzichtet auf Boni

Die Einsicht kam, wenn auch spät: Die Spitze der US-Bank Merrill Lynch verzichtet in diesem Jahr auf Bonuszahlungen - allerdings nur, weil ihre Forderungen nach Millionen-Gehältern zu einem öffentlichen Aufschrei geführt hatte.

Washington - Es brauchte unter anderem einen geharnischten Brief des New Yorker Justizministers, bevor die Spitze von Merrill Lynch nachgab: Nach einem öffentlichen Aufschrei verzichten die Top-Manager der US-Bank Merrill Lynch in diesem Jahr auf Bonuszahlungen. Bankchef John Thain und vier weitere Top-Manager des Instituts hätten den Verwaltungsrat darum gebeten, teilte die Bank am Montag mit. Das Gremium habe dem stattgegeben. Das "Wall Street Journal" hatte vor der Sitzung berichtet, Thain wolle einen Bonus von zehn Millionen Dollar.

In dem Bericht hatte es geheißen, Thain denke, er verdiene einen Bonus, obwohl die Bank in diesem Jahr fast Pleite gegangen wäre. Thain argumentiere, dass er eine Krise schlimmeren Ausmaßes verhindert habe. Der Justizminister des US-Bundesstaats New York hatte die Bank daraufhin in einer scharf formulierten Erklärung vor der Zahlung von Boni gewarnt. Auch andere Politiker äußerten ihre Empörung über mögliche Bonuszahlungen, zumal Merrill Lynch im Zuge der Krise wie die meisten großen Banken auch Steuergelder erhalten hatten.

Thain, Ex-Chef der New Yorker Börse, steht seit Ende 2007 an der Spitze von Merrill Lynch. Sein Grundgehalt beträgt laut Zeitung 750.000 Dollar im Jahr. Merrill Lynch   gehört mit Abschreibungen von rund 40 Milliarden Dollar zu den größten Verlierern der US-Hypothekenkrise. Das Institut war Mitte September angesichts eines drohenden Bankrotts unter das Dach der Bank of America   geflüchtet. Die Aktionäre der beiden Institute segneten die Übernahme am Freitag ab.

sam/dpa-AFX
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