Geschäftsentwicklung Netflix erschreckt Anleger mit ernüchterndem Ausblick

Die paradiesischen Zuwachsraten aus Lockdownzeiten gehören für Streaminganbieter wie Netflix der Vergangenheit an. Den Weg über die lange Etappe wollen viele Anleger nicht mitgehen.
Netflix-Logo: Intensiver Wettbewerb

Netflix-Logo: Intensiver Wettbewerb

Foto: Mike Blake/ REUTERS

Der Streamingmarktführer Netflix rechnet nach dem Corona-Boom nur noch mit schwachem Nutzerwachstum. Für das laufende Quartal erwartet das Unternehmen lediglich 2,5 Millionen neue Kunden, wie es am Donnerstag nach US-Börsenschluss in Los Gatos mitteilte. Damit blieb Netflix deutlich unter den Prognosen der Analysten. Die Aktie stürzte nachbörslich zeitweise um rund 20 Prozent ab.

Im letzten Quartal 2021 legte die weltweite Anzahl der Abonnenten dank Streaminghits wie »Squid Game« noch um gut acht Millionen auf insgesamt knapp 222 Millionen zu. Auch finanziell lief es zuletzt weiter rund: Im Schlussquartal stieg der Umsatz im Vergleich zum Vorjahreswert um 16 Prozent auf 7,7 Milliarden Dollar. Der Gewinn wuchs um rund zwölf Prozent auf 607 Millionen Dollar.

Netflix hatte vor allem zu Beginn der Pandemie einen regelrechten Kundenansturm erlebt, doch das Wachstum flaut schon länger ab. Der Streamingriese kämpft mit starker Konkurrenz – Rivalen wie Disney+, Hulu und HBO Max rüsten auf, zudem sind neue Anbieter wie Peacock und Paramount+ hinzugekommen. Im Quartalsbericht räumte Netflix ein, dass sich der Wettbewerb intensiviert habe, da Entertainment-Konzerne weltweit ihre eigenen Streamingservices entwickelten.

Die maue Prognose für das laufende Quartal begründete Netflix auch mit wenigen geplanten Streamingpremieren. So würden etwa die neue Staffel der Hit-Serie »Bridgerton« und der mit Spannung erwartete Science-Fiction-Blockbuster »The Adam Project« erst im März starten. Doch auch im Schlussquartal 2021, als Netflix mit vielen neuen Serien und Filmen aufwartete und sein bislang stärkstes Angebot versprach, wurde das eigene Ziel von 8,5 Millionen Neukunden knapp verfehlt.

Experten werfen schon länger die Frage auf, ob das Streaminggeschäft auf eine Übersättigung zusteuert. Netflix setzt wegen der verhaltenen Wachstumsaussichten in etablierten Märkten wie Nordamerika stark auf seine internationale Expansion. Besonderen Erfolg hatten zuletzt etwa Produktionen aus Südkorea. Asien und Europa waren 2021 mit je über sieben Millionen neuen Abonnenten die wichtigsten Märkte für Netflix. In den USA und Kanada kam nur gut eine Million Kunden hinzu.

Der trübe Geschäftsausblick von Netflix brachte nachbörslich auch die Aktien anderer Streaminganbieter kräftig unter Druck. Für den Unterhaltungsgiganten Walt Disney ging es zeitweise um rund fünf Prozent nach unten, für Roku – den führenden US-Hersteller von Streaminggeräten – sogar um über sechs Prozent. Auch der Mutterkonzern des Netflix-Konkurrenten Paramount+, ViacomCBS, und der Live-Sport-Streamingdienst FuboTV erlitten deutliche Kursverluste.

mik/dpa-AFX

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