Neue Ausfallrisiken Lehman-Pleite trifft Landesbanken hart

Die Insolvenz von Lehman Brothers bringt die deutschen Landesbanken stärker in Bredouille. Nach ARD-Informationen schuldet die US-Pleitebank ihnen insgesamt 1,7 Milliarden Euro. Auch gegenüber dem angeschlagenen US-Versicherer AIG sind Forderungen in Milliardenhöhe offen.

Berlin - Nach Informationen der ARD belaufen sich die gesamten Forderungen der Landesbanken LBBW, BayernLB, HSH Nordbank und WestLB gegenüber Lehman auf 1,7 Milliarden Euro. Das daraus entstehende Verlustrisiko liege nach derzeitigem Stand bei rund einer halben Milliarde Euro, berichtete die ARD ohne Quellenangabe.

LBBW-Gebäude: Chef Jaschinski erwartet Belastungen im unteren dreistelligen Millionenbereich infolge der Lehman-Pleite

LBBW-Gebäude: Chef Jaschinski erwartet Belastungen im unteren dreistelligen Millionenbereich infolge der Lehman-Pleite

Foto: AP

Das "Handelsblatt" hatte die Nettobelastung aller Landesbanken infolge der Insolvenz der US-Investmentbank auf deutlich mehr als eine Milliarde Euro taxiert.

Ein Sprecher des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes (DSGV) sagte, die Landesbanken seien in "unterschiedlicher Höhe, aber in verkraftbarem Rahmen betroffen".

Im Einzelnen belaufen sich die Ausfallrisiken nach bisherigen Informationen auf folgende Summen:

  • Offiziell rechnet die Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) mit Ergebnisbelastungen im unteren dreistelligen Millionenbereich, wie LBBW-Chef Siegfried Jaschinski den "Stuttgarter Nachrichten" sagte. Jaschinski hatte diese Woche die Gewinnprognose der LBBW für 2008 zurückgenommen.
  • Die BayernLB erwartet Ausfallrisiken von bis zu 300 Millionen Euro. Dies geht aus einem mehreren Nachrichtenagenturen vorliegenden Brief von Vorstandschef Michael Kemmer an die Mitarbeiter hervor. Die bisherigen Belastungen durch die Finanzkrise waren bei der BayernLB bislang auf rund 4,9 Milliarden Euro beziffert worden.
  • Die NRW.Bank erklärt, es werde zu Belastungen durch die Lehman-Pleite kommen. Die Höhe wollte ein Sprecher nicht beziffern. Er sagte: "Wir haben dort investiert, aber es gibt keine problematischen Engagements." Das Fördergeschäft sei durch die Insolvenz in keiner Weise berührt.
  • Die Landesbank Berlin rechnet ebenfalls mit Konsequenzen aus der Schieflage von Lehman. Die Gesamtbelastung werde sich allerdings nicht im problematischen Rahmen bewegen, hieß es.
  • Die Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba) sprach von einem "überschaubarem Rahmen" der Engagements bei US-Investmentbanken und bei US-Versicherungsgesellschaften.
  • Ebenso schätzt die WestLB die Lage ein.
  • Die HSH Nordbank nannte auf Anfrage keine Einzelheiten. Laut ARD liegen ihre Forderungen gegen Lehman Brothers bei über 500 Millionen Euro, das Verlustrisiko bei knapp über 100 Millionen Euro. Auch die HSH zog ihre Jahresprognose zurück. Im September hatte sie noch von einem Gewinn in Höhe von 400 Millionen Euro gesprochen, das Ziel aber "ambitioniert" genannt.

Risiken drohen den Landesbanken laut ARD auch vom in Schieflage geratenen US-Versicherer American International Group (AIG). Auch hier sind die Forderungen der BayernLB und der LBBW mit 800 Millionen bis eine Milliarde Euro am höchsten. Trotzdem sähen die BayernLB wie die anderen Landesbanken hier wegen der "staatlichen Unterstützung" der AIG "derzeit keine Risiken". Die Forderungen der deutschen Banken und vor allem der Versicherungen an die AIG sollen nach Informationen des ARD-Hauptstadtstudios über zehn Milliarden Euro betragen.

ase/dpa/dpa-AFX

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