Neue Mautpartnerschaft Siemens flirtet mit Toll Collect
München - "Wir sind gebeten worden, zu prüfen, ob wir uns an der Software-Entwicklung beteiligen können", bestätigte Siemens -Sprecher Peter Gottal der "Berliner Zeitung". Eine direkte Beteiligung von Siemens am Mautkonsortium Toll Collect sei ebenso im Gespräch wie eine umfangreiche technische Zuarbeit für Toll Collect.
Eine Entscheidung über eine Beteiligung oder über die Einbindung in die Software-Entwicklung gebe es aber noch nicht, sagte ein Unternehmenssprecher am Donnerstag . Ob derzeit Gespräche laufen, liess der Münchener Konzern ebenfalls offen. Bei Branchenkennern gilt es als unwahrscheinlich, dass Siemens dem Konsortium beitritt oder ein umfangreicheres Engagement in der Entwicklung eingeht, bevor klar ist, ob Toll Collect weiter Auftragnehmer bleibt.
Siemens-Chef Heinrich von Pierer hatte am Dienstagabend im Bayerischen Rundfunk gesagt, das Projekt müsse und könne doch noch ein Erfolg werden: "Technisch ist das absolut machbar." Deshalb hoffe er, dass man in der zweimonatigen Übergangszeit bis zur Wirksamkeit der Kündigung "nochmals ernsthaft verhandelt". Siemens-Aktien gewannen am Morgen um 0,24 Prozent auf 66,51 Euro und blieben damit hinter dem Gesamtmarkt zurück.
"Welt": Toll Collect will Haftung erhöhen
Nach einem anderen Pressebericht will Toll Collect ein verbessertes Angebot vorlegen und so den Vertrag mit dem Bund retten. Dies solle in weniger als zwei Monaten geschehen, schreibt die "Welt" unter Berufung auf Unternehmenskreise. Demnach ist Toll Collect bereit, die Haftungssumme auf bis zu eine Milliarde Euro aufzustocken. In den gescheiterten Verhandlungen in der Nacht zum Dienstag hatte das Konsortium lediglich angeboten, die Haftungsobergrenze über mehrere Jahre um 300 Millionen auf 800 Millionen Euro zu erhöhen.
Außerdem will Toll Collect der "Welt" zufolge eine Erhöhung der Vertragsstrafen auf bis zu 100 Millionen Euro akzeptieren. Auch die von Bundesverkehrsminister Manfred Stolpe geforderte Mindestzahl von Lkw-Bordcomputern - 500.000 Stück bis Jahresende - wollen die Unternehmen der "Welt" zufolge garantieren.
Daimler: Höhere Risiko-Rückstellungen wegen Maut
Stolpe hatte am Dienstag angekündigt, den Vertrag mit Toll Collect zu kündigen. Weil zunächst eine Kündigungsanzeige verschickt wird, hat das Konsortium aber noch eine Frist von zwei Monaten, ehe die Kündigung tatsächlich wirksam wird. Stolpe hatte betont, dass Toll Collect damit eine letzte Möglichkeit bleibe, das Angebot zu verbessern.
Der an Toll Collect beteiligte Autokonzern DaimlerChrysler hat für das Risiko aus dem Fehlstart des Projektes Ende 2003 nach eigenen Angaben rund 100 Millionen Euro zurückgestellt. Das maximale Verlustrisiko aus dem vor kurzem gekündigten Vertrag mit dem Bund könne aber darüber hinausgehen, hieß es in dem am Donnerstag veröffentlichten Geschäftsbericht des Konzerns.
Eine genaue Zahl für das Risiko nannte DaimlerChrysler nicht, bezog sich in einer Anmerkung jedoch ausschließlich auf die im Mautvertrag festgelegten Vertragsstrafen.