Vier Jahre hat er in Singapur hinter Gittern gesessen - jetzt kehrt er nach Großbritannien zurück. Der Finanzjongleur hatte mit riskanten Spekulationsgeschäften von Singapur aus die traditionsreiche britische Baring Bank ruiniert. Im Knast hat er offenbar weitergedealt - auch mit dem Geld seiner Mitinsassen.
London - Zwei Millionen Pfund - so hieß es am Freitag in London - habe er während der Haft auf die Seite gepackt. Unbehelligt dürfte er aber kaum bleiben, wenn er nach vierjähriger Haft in Singapur wieder heimatlichen Boden betritt. Leeson (32), dessen Geschichte inzwischen verfilmt ("Rogue Trader") wurde, soll am Samstag aus dem Gefängnis Changi in Singapur entlassen werden. Von den sechseinhalb Jahren Strafe wegen Betrugs und
Fälschung wurden ihm zweieinhalb Jahre wegen guter Führung und auch wegen eines Krebsleidens erlassen. Es wird erwartet, daß er mit seinem nach Singapur gereisten Anwalt Stephen Pollard am Sonntag in
Großbritannien ankommt.
Das Unternehmen Raja & Tan, das mit der Abwicklung der Geschäfte
der Baring-Niederlassung in Singapur und der Wiederbeschaffung von
Geldern der Baring-Aktionäre betraut ist, bestätigte am Freitag, daß
es seine Arbeit nicht als beendet betrachte. Ein Sprecher wies auf
den nicht ausgeräumten Verdacht hin, daß Leeson seinerzeit Millionen
von Pfund beiseite geschafft habe. Leeson hat wiederholt versichert,
von dem Zusammenbruch seines Arbeitgebers nicht profitiert zu haben.
Die Spekulationen darüber hatte ein früherer Mithäftling Leesons
genährt. Am Freitag berichtete das britische Boulevardblatt "Sun" von einem "Geheimvermögen" Leesons in Höhe von zwei Millionen Pfund (rund sechs Mio Mark). Leeson sei im Gefängnis mit der Verwaltung der
Ersparnisse seiner Mitgefangenen betraut gewesen. In der Gefängnisschneiderei habe Leeson pro Tag umgerechnet 3,50 Mark verdient. Nach Angaben eines Mitgefangenen habe er aber erklärt, bei
seiner Entlassung werde ein "Sack Gold" im Wert von zwei Millionen Pfund auf ihn warten.
Rechnen kann der Ex-Finanzjongleur wahrscheinlich mit 100.000 Pfund, die das britische Massen-Blatt "The Mail" für die Geschichte
seiner Haftzeit zahlen will. Die geschädigten Baring-Aktionäre halten die Zahlung für
"unglücklich". Ein Sprecher forderte, zunächst einmal die Tausende von
Leuten abzufinden, die durch den Baring-Kollaps große finanzielle
Verluste erlitten hätten.
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