SIEMENS Noch mehr sollen länger arbeiten
Zwischen der Siemens-Spitze und der IG Metall bahnt sich erneut Streit um Lohnverzicht und längere Arbeitszeiten an. Diesmal geht es um rund 15 000 Vertriebs- und Serviceangestellte, die vom nächsten Jahr an 38,5 statt 35 Stunden pro Woche Dienst schieben und anstelle ihrer festen Urlaubs- und Weihnachtsbezüge künftig nur noch eine erfolgsabhängige Sonderzahlung bekommen sollen. Wie Siemens-Chefstratege Johannes Feldmayer vergangene Woche verkündete, sollen zum 1. Oktober sämtliche Service- und Vertriebsaktivitäten in Deutschland, die bislang den einzelnen Bereichen zugeordnet waren, unter einer gemeinsamen Organisation zusammengefasst werden. Um zusätzlich Kosten zu sparen, wollen die Siemens-Manager nun für die Beschäftigten der neuen Deutschland-Task-Force ähnliche Ausnahmen vom Flächentarif durchsetzen, wie sie seit Anfang 2003 bereits für 12 000 Service- und Vertriebsmitarbeiter der Netzwerk- und Industriedienstleistungssparte gelten. Dort wurde die Arbeitszeit, um Jobs zu sichern, mit Zustimmung der IG Metall im Jahresschnitt bereits auf 38,5 Stunden ausgedehnt. Das tariflich abgesicherte Urlaubs- und Weihnachtsgeld wurde durch eine leistungsabhängige Prämie ersetzt, außerdem fallen Zuschläge für Wochenendeinsätze weg. Ob es den Siemens-Managern gelingt, die Sonderregelung auf alle 27 000 Tarifangestellten in der neuen Inlandsholding auszudehnen, bleibt abzuwarten. »So lange uns kein überzeugendes Langfrist-Konzept vorliegt«, kritisiert ein IG-Metall-Funktionär und Siemens-Aufsichtsrat, »denken wir gar nicht daran, der geplanten Neuregelung zuzustimmen.«