Erste Unterwasserbilder Ermittler entdecken offenbar gewaltiges Loch in Nord-Stream-1-Pipeline

Aufnahme der schwedischen Küstenwache nach Explosionen bei Nord Stream 1: Schäden sollen erkundet werden
Foto:AFP
Unterwasseraufnahmen sollen erstmals das volle Ausmaß der Zerstörungen an der Pipeline Nord Stream 1 durch eine Explosion Ende September veranschaulichen. Die schwedische Zeitung »Expressen« veröffentlichte Aufnahmen (den kostenpflichtigen Artikel dazu finden Sie hier ) und berichtete, ein mindestens 50 Meter langer Abschnitt der geborstenen Gaspipeline Nord Stream 1 fehle oder sei unter dem Meeresboden begraben worden.
Första bilderna från sprängda Nord Stream i Östersjön – se unika filmerna • 50 meter rör saknas
— Expressen (@Expressen) October 18, 2022
Expressens Erik Wiman och Mattias Carlsson rapporterar från Östersjön:https://t.co/dCtdzRi9K2
Die Aufnahmen sollen am Montag in 80 Metern Tiefe gemacht worden sein und zeigten unter anderem große Risse und verbogenes Metall, hieß es.
Die Videoaufnahmen lassen sich zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht überprüfen.
Trond Larsen, Drohnenpilot der norwegischen Firma Blueye Robotics, sagte »Expressen«, nur »extreme Gewalt kann solch dickes Metall auf diese Weise verbiegen«. Es sei zudem »eine sehr große Auswirkung auf den Meeresgrund« um die Pipeline zu sehen gewesen, berichtete Larsen, der laut der Zeitung die Unterwasserdrohne für die Aufnahmen lenkte.
Die dänische Polizei erklärte unterdessen, ihre Untersuchungen der Pipelines Nord Stream 1 und 2 in der dänischen Wirtschaftszone hätten bestätigt, dass die Zerstörungen »durch starke Explosionen verursacht« worden seien. Die Polizei kündigte an, ein gemeinsames Ermittlungsteam mit dem dänischen Geheimdienst PET zu bilden. Es sei aber noch zu früh zu sagen, ob bei den Ermittlungen eine internationale Kooperation mit Schweden und Deutschland möglich sei.
An den von Russland nach Deutschland führenden Gas-Pipelines Nord Stream 1 und 2 waren Ende September vor der dänischen Insel Bornholm vier Lecks entdeckt worden, die laut einem offiziellen dänisch-schwedischen Bericht durch heftige Explosionen verursacht wurden. Die Pipelines waren zum Zeitpunkt der Explosionen nicht in Betrieb, enthielten aber Gas.
Schwedische und dänische Behörden untersuchen die vier Lecks in den Pipelines, die Russland und Deutschland über die Ostsee verbinden.
Führende Politiker der Welt haben die Schäden als Sabotageakte bezeichnet, aber es ist immer noch unklar, wer hinter den Explosionen stecken könnte.
»Es handelt sich um eine sehr ernste Angelegenheit und keineswegs um einen Zufall. Es scheint nicht nur geplant zu sein, sondern sehr gut geplant«, sagte der dänische Verteidigungsminister Morten Bødskov dem Sender TV2 über die Schäden an den Pipelines.
Die dänischen Erkenntnisse scheinen denen der schwedischen Staatsanwälte zu entsprechen. Diese erklärten, dass zwei weitere Löcher in den Pipelines ebenfalls offenbar durch Explosionen verursacht worden seien und dass der Fall als grober Sabotageakt untersucht wird.
Seismologen in Dänemark hatten zuvor erklärt, sie hätten in der Nähe der Lecks Erschütterungen mit einer Stärke von bis zu 2,3 auf der Richterskala registriert, die jedoch nicht mit denen von Erdbeben vergleichbar seien.
Die dänische Polizei machte keine Angaben dazu, wann die Ermittlungen voraussichtlich abgeschlossen sein werden.
»Es ist noch zu früh, um etwas über den Rahmen zu sagen, in dem die internationale Zusammenarbeit etwa mit Schweden und Deutschland ablaufen wird, da dies von mehreren Faktoren abhängt«, hieß es in einer Erklärung der Kopenhagener Polizei.
Moskau wiederum warf den ermittelnden Ländern vor, die Untersuchungen zu den Explosionen würden mit der Absicht durchgeführt, Russland fälschlicherweise die Schuld zu geben.
Kremlsprecher Dmitrij Peskow sagte, die »elementare Logik« zeige, dass der Schaden an der Pipeline ein Schlag gegen die Interessen Russlands sei. Er sagte, die Untersuchung werde unter Verschluss und ohne Moskaus Beteiligung durchgeführt.