Schäden nach Explosion Betreiber untersucht Pipeline Nord Stream 2

Könnte Nord Stream 2 noch Gas transportieren? Die Bundesregierung geht nicht davon aus. Doch der vom Kreml kontrollierte Betreiber schickt nach eigenen Angaben ein Schiff zur Überprüfung.
Explosionen an Nord Stream: Lecke Leitung unter Wasser

Explosionen an Nord Stream: Lecke Leitung unter Wasser

Foto: Danish Defence Command / HANDOUT / EPA

Auch der Betreiber von Nord Stream 2 will die Schäden an der Ostsee-Gaspipeline von einem Schiff aus begutachten. »Wir planen ein Spezialschiff einzusetzen, das uns weiteren Aufschluss über den Zustand unserer Anlagen geben kann«, sagte Ulrich Lissek, Sprecher der Nord Stream 2 AG, der Zeitung »Badische Neueste Nachrichten« (Mittwochausgabe).

Vergangene Woche hatte der Betreiber der weitgehend parallel verlaufenden und ebenfalls beschädigten Pipeline Nord Stream 1 den Einsatz eines Spezialschiffs mitgeteilt. Die Nord Stream 2 AG ist eine hundertprozentige Tochter des weitgehend staatlich kontrollierten russischen Gazprom-Konzerns und hat ihren Sitz im schweizerischen Kanton Zug.

Ende September waren nach Explosionen in der Nähe der Ostseeinsel Bornholm insgesamt vier Lecks an den beiden Doppelsträngen, die von Russland nach Deutschland verlaufen, entdeckt worden. Unter anderem die EU und die Nato gehen von Sabotage aus.

»Wir haben nur in der A-Röhre einen Druckabfall registriert. Der Druck in der B-Röhre ist normal geblieben. Demnach ist sie intakt«, zitieren die »Badischen Neuesten Nachrichten« Lissek.

Die Bundesregierung geht hingegen nicht davon aus, dass eine Röhre von Nord Stream 2 noch intakt ist. »Es ist sehr wahrscheinlich, dass der Sabotageakt mit starken Explosionen negative Auswirkungen auf beide Pipelinestränge hatte und die grundsätzliche technische Verfügbarkeit somit aktuell nicht mehr gegeben ist«, heißt es in einer Antwort der Bundesregierung auf eine parlamentarische Anfrage der AfD-Fraktion.

Politisch aufgeladene Untersuchung

Darüber hinaus habe die Pipeline ohnehin die für ihren Betrieb notwendige Zertifizierung nicht erhalten und werde weiterhin nicht in Betrieb gehen können. Ein entsprechendes Verfahren hatte die Bundesregierung kurz vor dem Angriff Russlands auf die Ukraine auf Eis gelegt.

Für die Nord Stream 2 AG dürfte wegen gegen das Unternehmen verhängter Sanktionen das Chartern eines Schiffs schwierig sein. Das sagte laut dem Bericht auch Lissek. Das Unternehmen hat bisher einen drohenden Konkurs abgewendet. Für das im schweizerischen Zug ansässige Unternehmen hat ein dortiges Gericht bis Januar Zeit eingeräumt, Möglichkeiten einer Sanierung zu prüfen.

Die Frage, ob der Gastransport durch die Röhre noch möglich wäre, ist politisch aufgeladen. Bereits wiederholt hat der Kreml Gaslieferungen über Nord Stream 2 angeboten, womit Deutschland aber womöglich EU-Sanktionen gegen den Aggressor im Ukrainekrieg unterlaufen würde. Allerdings war auch über Nord Stream 1 von Russland kein Gas mehr geliefert worden, lange bevor die Leitung durch die Explosionen beschädigt wurde.

mamk/dpa-AFX
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