Erdgas Nord Stream 2 gründet deutsches Tochterunternehmen

Die Pipeline-Gesellschaft Nord Stream 2 sitzt im Schweizer Steuerparadies Zug. Jetzt hat sie eine deutsche Tochtergesellschaft gegründet – Voraussetzung für eine Fortsetzung des Zertifizierungsverfahrens.
Gazprom-Schaltzentrale: Weg frei für Fortsetzung der Zertifizierung

Gazprom-Schaltzentrale: Weg frei für Fortsetzung der Zertifizierung

Foto: DENIS SINYAKOV/ REUTERS

Das für die Zertifizierung der Gaspipeline Nord Stream 2 notwendige Tochterunternehmen ist gegründet. Die Gastransportgesellschaft Gas for Europe GmbH habe ihren Sitz in Schwerin, wie das Unternehmen am Mittwoch mitteilte. Die Bundesnetzagentur hatte im November ein Zertifizierungsverfahren ausgesetzt und eine entsprechende Auflage erteilt.

Gas for Europe werde Eigentümerin und Betreiberin des deutschen Teils der Pipeline, hieß es in der Mitteilung. Dazu gehören demnach der rund 54 Kilometer lange Leitungsabschnitt in deutschen Territorialgewässern sowie die Anlandestation in Lubmin in Mecklenburg-Vorpommern. Zum Geschäftsführer sei Reinhard Ontyd bestellt worden. Er sei im Management verschiedener Energieunternehmen tätig gewesen.

Die Gas for Europe wird nach eigenen Angaben nun alle Anstrengungen darauf ausrichten, die Anforderungen zur Fortsetzung des Zertifizierungsverfahrens zu erfüllen.

Die Ostsee-Gaspipeline Nord Stream 2 von Russland nach Deutschland ist fertiggestellt, aber nicht in Betrieb. Eigentlich sollte schon seit rund zwei Jahren Erdgas von Russland nach Deutschland fließen. Doch unter anderem Sanktionen und Sanktionsdrohungen aus den USA hatten das Projekt verzögert. Mittlerweile sind beide Leitungen des rund 1200 Kilometer langen Doppelstrangs fertiggestellt und mit Gas gefüllt. Durch den Doppelstrang sollen jährlich etwa 55 Milliarden Kubikmeter Gas fließen.

Auch nach einer möglichen Wiederaufnahme des Zertifizierungsverfahrens könnten noch Monate bis zu einer endgültigen Entscheidung ins Land gehen. Zunächst hätte die Bundesnetzagentur nochmals zwei Monate für das Verfahren. Anschließend ist eine Überprüfung durch die EU-Kommission vorgesehen, mit einer Frist von bis zu vier Monaten. Danach hat nochmals die Bundesnetzagentur zwei Monate Zeit für eine etwaige Zertifizierung. Eine endgültige Entscheidung wird nicht mehr für die erste Jahreshälfte erwartet.

Zuletzt war die Pipeline vor allem Gegenstand außenpolitischer Diskussionen – etwa als Element möglicher Sanktionen, sollte Russland die Ukraine angreifen. Ein russischer Truppenaufmarsch unweit der ukrainischen Grenze sorgt derzeit für Spannungen. Nord Stream 2 steht auch deshalb im Fokus, weil Russland durch die Pipeline weiteres Gas unter Umgehung der Ukraine nach Europa liefern könnte und damit unabhängiger von dem Nachbarland würde. Befürworter argumentieren, das Gas werde als Energieträger für den Übergang zu erneuerbaren Energien benötigt.

mik/dpa-AFX
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