Umstrittenes Pipeline-Projekt Nord Stream 2 soll auch Wasserstoff liefern

Pipeline-Rohre
Foto: Stefan Sauer/ dpaWasserstoff wird in Europa heiß als Energieträger der Zukunft gehandelt. Zahlreiche Regierungen, darunter auch Deutschland, legen derzeit milliardenschwere Programme auf, um eine heimische H2-Industrie aufzubauen. Es geht um eine CO2-ärmere Zukunft - und um die Technologieführerschaft in einem neuen Multi-Milliarden-Euro-Markt.
Auch für den russischen Staatskonzern Gazprom hat diese Entwicklung ernste Folgen. Nicht nur muss er wegen des H2-Hypes sinkende Erdgasexporte nach Europa fürchten. Auch sein 8,5 Milliarden Euro teures Pipeline-Projekt Nord Stream 2 könnte zur Investitionsruine werden. Das politisch umstrittene Megaprojekt rechnet sich nämlich erst, wenn die Pipeline zehn Jahre voll ausgelastet wäre. Sinkt der Gasabsatz, droht Gazprom bei Nord Stream 2 buchstäblich in die Röhre zu schauen.
Das russische Energieministerium geht deshalb nun in die Offensive. Wie unter anderem das "Handelsblatt" berichtet , soll Russland bis 2024 selbst eine Industrie zur Erzeugung von Wasserstoff aufbauen. Bis Jahresende soll demnach das Entwicklungskonzept stehen. Anfang 2021 wolle der Kreml Anreize für Exporteure und Verbraucher im Inland schaffen, damit diese auf Wasserstoff umsteigen.
Das Unternehmen Gazprom wolle bereits im kommenden Jahr eine neue Wasserstoffturbine entwickeln und erproben, schreibt das "Handelsblatt". Ein anderer russischer Energieriese, Rosatom, plane, bis 2024 ein Versuchsgelände für wasserstoffbetriebene Züge aufzubauen. Rosatom soll bereits Geld vom Staat für erste H2-Experimente bekommen haben.
Einen Teil seiner Wasserstoffproduktion will Russland in die EU transportieren - unter anderem via Nord Stream 2. Gazprom erwägt demnach, dem Erdgas in den Leitungen bis zu 20 Prozent Wasserstoff beizumischen. Technisch wäre das kein Problem: Auch in Deutschland wird Wasserstoff, der aus überschüssigem Ökostrom gewonnen wurde, teils direkt ins Gasnetz eingespeist.