Verteilkreuz für Windparks in der Nordsee Netzbetreiber plant künstliche Energieinsel 130 Kilometer vor Sylt

Kabelverbindung zu Windpark an nordfriesischer Küste
Foto: TenneT TSODer Netzbetreiber Tennet will im deutschen Teil der Nordsee eine Energieinsel errichten. Das künstliche Eiland soll rund 130 Kilometer vor Sylt entstehen, ob als Sandaufschüttung oder als Metallkonstruktion ist noch nicht entschieden. Die Insel wird laut Konzept, das heute vorgestellt wird, als Verteilkreuz dienen, das den Windstrom von drei Windparks im sogenannten LanWin-Cluster mit jeweils zwei Gigawatt Kapazität miteinander koppelt.
Ursprünglich wollte das niederländische Unternehmen, dessen Tochter einen Teil Deutschlands mit Elektrizität versorgt, die drei Windparks jeweils einzeln an das Stromnetz auf dem Festland anbinden. Mit dem neuen Ansatz, einer Art Mehrfachsteckdose, erwartet Tennet die Genehmigungs-, Plan und Bauzeiten zu verkürzen. Mit dem Konzept eines Sechs-Gigawatt-Verteilkreuzes zeige das Unternehmen »einen Weg auf, das Erreichen der ambitionierten Klimaschutzziele deutlich zu beschleunigen«, sagt Tennet-Geschäftsführer Tim Meyerjürgens. »Wir verstehen dies als ein Angebot auch für die aktuell laufenden Koalitionsverhandlungen, die bekanntlich einen Boost für den Ausbau der erneuerbaren Energien in Deutschland suchen.«
Das Unternehmen strebt an, das Offshore-Ausbauziel von 17 Gigawatt bis 2032 um zusätzliche sechs auf 23 Gigawatt zu erhöhen und es drei Jahre früher als vorgesehen zu erreichen. Die Energieinsel soll nach Vorstellung von Meyerjürgens eines von mehreren Verteilkreuzen in der Nordsee sein, die künftig über Ländergrenzen hinweg miteinander verbunden werden; dazu gehört die ebenfalls ab 2033 geplante dänische Energieinsel vor Jütland sowie weitere Nordsee-Anrainer wie die Niederlande oder Großbritannien.
Mit dem Tennet-Projekt würde »der Grundstein für eine zukunftsfähige Vermaschung des Gleichstromnetzes« gelegt, so Meyerjürgens, damit erhöhe sich die Effizienz der Versorgungssicherheit. Zum Verteilkreuzkonzept gehört auch der Aufbau dreier sogenannter Multiterminalsysteme an Land, die mit der Energieinsel verbunden sind. Sie sollen in Heide in Schleswig-Holstein, im niedersächsischen Wilhelmshaven sowie im Raum Bremen entstehen. Dort wird laut Konzept der Offshore-Grünstrom ankommen, ins Netz eingespeist oder daraus Gas oder Wasserstoff erzeugt.