Nuon-Übernahme Vattenfall schluckt Billig-Widersacher
Hamburg - Die gemeinsame Mitteilung von Vattenfall und Nuon soll Harmonie verbreiten. Beide Unternehmen wollen "ihre Kräfte bündeln", heißt es darin. Das Ziel der Nuon-Übernahme durch Vattenfall sei, "ein führendes europäisches Energieunternehmen zu gründen".
Vattenfall-Chef Lars Josefsson lobt ausdrücklich das Können der niederländischen Kollegen: "Das weithin anerkannte Know-how von Nuon auf dem Gebiet der erneuerbaren Energien bildet eine sehr wertvolle Ergänzung zu unserem Wissen." All dies klingt nach einem Zusammenschluss unter Gleichen. Der schwedische Staatskonzern Vattenfall kauft die Nummer zwei auf dem niederländischen Markt, Nuon, für 8,5 Milliarden Euro - aber ändern soll sich nichts.
Die Realität dürfte anders aussehen - vor allem für die Kunden in Deutschland. Das ergibt ein Blick auf das Kleingedruckte.
Tatsächlich dürfte die Marke Nuon in Deutschland verschwinden. "Die deutsche Verkaufsorganisation von Nuon wird voraussichtlich in Vattenfall integriert", heißt es etwas umständlich in der Mitteilung beider Unternehmen. An anderer Stelle werden die Beteiligten noch deutlicher: "Nuon wird in den Benelux-Ländern noch für mindestens vier Jahre unter eigenem Namen operieren." Mit anderen Worten: Es gibt kein Bekenntnis zum Markennamen Nuon in Deutschland.
Nuon hatte den deutschen Strommarkt in den vergangenen Jahren aufgewirbelt. Kaum ein anderer Anbieter hat es derart erfolgreich geschafft, den großen Konzernen E.on , RWE , EnBW und Vattenfall Kunden abzujagen.
Dass Nuon nun ausgerechnet an einen der vier großen Konzerne verkauft wird, beunruhigt Verbraucherschützer. "Jeder Zusammenschluss dämpft den Wettbewerb", sagt Aribert Peters vom Bund der Energieverbraucher zu SPIEGEL ONLINE. "Das birgt immer die Gefahr steigender Preise."
Nuon hat in Deutschland 300.000 Kunden, davon 270.000 bei Strom und 30.000 bei Gas. In Berlin kommt das Unternehmen auf einen Marktanteil von zehn Prozent, in Hamburg sind es fünf Prozent - beachtlich viel für ein junges Unternehmen. Bekannt sind vor allem die Produkte "Lekker Strom" und "Wakker Gas".
Die meisten Nuon-Kunden waren früher bei Vattenfall und haben sich bewusst zu einem Anbieterwechsel entschieden - unter anderem wegen der Pannen in den Vattenfall-Atomkraftwerken Krümmel und Brunsbüttel. In Zukunft werden diese Verbraucher nun zwangsläufig wieder Vattenfall-Kunden.
Offiziell will man bei Nuon Deutschland das eigene Ende nicht bestätigen. "Alle unsere Produkte bleiben bestehen - vorerst auch unter dem Namen Nuon", sagt eine Sprecherin. An den Tarifen und Preisen ändere sich durch die Übernahme ebenfalls nichts. Was die Übernahme aber langfristig für die Marke Nuon in Deutschland bedeute, wollte die Sprecherin nicht näher ausführen. "Das ist noch unklar."
Besorgt zeigt man sich beim Bundesverband neuer Energieanbieter (bne), der die Newcomer der Branche vertritt. "Nuon war einer der großen Vorreiter für Wettbewerb in Deutschland", sagt eine Sprecherin. Wäre Nuon seinerzeit nicht in den deutschen Markt eingetreten, "dann gäbe es keinen Wettbewerb für Privatkunden".
Unklar ist nun, ob Nuon überhaupt noch Mitglied im bne bleiben kann. Nach der Übernahme durch Vattenfall hat das Unternehmen quasi die Seiten gewechselt - es gehört jetzt zu den etablierten Konzernen. "Ich kann mich zu dieser Frage nicht äußern", sagt die bne-Sprecherin.
"Gerade Nuon war gegen die vier großen Konzerne angetreten", sagt Aribert Peters vom Bund der Energieverbraucher. Dass das Unternehmen von einem der vier Etablierten übernommen werde, verheiße für die Kunden nichts Gutes. "Das Kartellamt muss den Deal untersagen", fordert Peters.
Das Bundeskartellamt war wegen des Rosenmontags nicht für eine Stellungnahme zu erreichen.