Nach historischem Absturz US-Ölmarkt beruhigt sich etwas

Nach einem Rekordtief von minus 40 Dollar erholt sich der Preis für amerikanisches Leichtöl langsam wieder. Präsident Donald Trump will den Preisverfall nutzen.
Ölfelder in Kalifornien

Ölfelder in Kalifornien

Foto: MARIO TAMA/ AFP

Der US-Ölmarkt scheint sich nach einem historischen Preisverfall wieder zu beruhigen. So drehte der Terminkontrakt für Lieferungen von amerikanischem Leichtöl (WTI) im Mai zumindest wieder ins Plus und kostete zuletzt etwas mehr als einen Dollar.

Bei Terminkontrakten verpflichtet sich der Verkäufer, eine Menge Öl zu einem festen Preis und Termin zu liefern. Erstmals seit Aufnahme des Future-Handels im Jahr 1983 hatten am Montag Käufer bei der Abnahme von Öl Geld erhalten, der Mai-Terminkontrakt war bis auf minus 40,32 Dollar gefallen. An diesem Dienstag läuft der Kontrakt aus, das beschleunigte den Preisverfall.

In den frühen Handelsstunden am Dienstag zog neben dem Mai-Kontrakt auch der Vertrag zur Auslieferung im Juni an, um 75 Cent oder knapp vier Prozent auf 21,18 Dollar. Am Vortag war er noch um fast ein Fünftel gefallen.

Brent gibt leicht nach

Den Turbulenzen am US-Ölmarkt konnte sich auch der Handel mit der Nordseesorte Brent nicht entziehen - hier hatte der Wechsel vom Mai- auf den Juni-Kontrakt schon vor einiger Zeit stattgefunden. Der Brent-Preis verlor am Montag 2,51 Dollar oder knapp neun Prozent auf 25,57 Dollar und gab am Dienstag in den ersten Handelsstunden leicht nach.

Der ADAC erwartet vorerst nicht, dass sich die Turbulenzen am Ölmarkt auf die Kraftstoffpreise in Deutschland auswirken. Die US-Ölsorte WTI sei "nicht entscheidend für den deutschen Markt", sagte ein Sprecher. Hierzulande komme es vielmehr auf die Nordseesorte Brent an. Deren Preis liege derzeit "oberhalb des Tiefs von Ende März".

Der Ausnahmezustand am US-Ölmarkt zeigt, wie stark Angebot und Nachfrage derzeit auseinanderklaffen. Durch die Corona-Pandemie sinkt weltweit der Bedarf an dem Rohstoff drastisch. In den USA sind die Lagerkapazitäten für Öl bald erschöpft. Die Situation ist bereits prekär: Seit Ende Februar sind die Lagerbestände im wichtigen Auslieferungsort Cushing um fast 50 Prozent gestiegen.

Trump will 75 Millionen Fässer Rohöl kaufen

Der Ölmarkt hält Anleger nicht erst seit Wochenbeginn in Atem. Die Preise sinken schon länger, obwohl sich große Erdölproduzenten wie Russland und Saudi-Arabien unlängst auf deutliche Förderkürzungen geeinigt hatten. US-Präsident Donald Trump hatte deshalb vor gut einer Woche auf Twitter noch vom "großen Öl-Deal" geschrieben, der "Hunderttausende Energiejobs in den Vereinigten Staaten retten" werde. Doch den Preisverfall konnte das von Trump gefeierte Abkommen nicht aufhalten. (Lesen Sie hier mehr dazu).

Trump will die Situation jetzt nutzen, um die strategischen Ölreserven der USA aufzufüllen. Es sei geplant, bis zu 75 Millionen Fässer Rohöl zu kaufen, sagte der US-Präsident. Er werde den Kongress um die nötigen Mittel bitten. "Es ist eine tolle Zeit, Öl zu kaufen", sagte Trump. Er zeigte sich zuversichtlich, dass der Ölpreis schon bald wieder bei etwa 25 bis 28 Dollar pro Barrel (159 Liter) stehen werde.

kko/dpa
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