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Ölkonzerne verärgern Chemiefirmen

aus DER SPIEGEL 23/1979

Allgemeines Wehklagen über die Freude der Mineralölindustrie ist gegenwärtig auf den Chefetagen der Chemieunternehmen zu hören: Beim Naphtha, dem für Kunststoffe und Chemiefasern notwendigen Grundprodukt, hätten die ölkonzerne so gewaltige Preisaufschläge erhoben, daß Fasern und Kunststoffe um rund fünf Prozent teurer werden müßten. Die Chemie befindet sich damit in ähnlicher Lage wie die Luftverkehrsgesellschaften, die Gleiches über den Treibstoffpreis behaupten. Tatsächlich sind die Preise für Naphtha und Kerosin weit kräftiger angestiegen als die aller anderen Produkte der Ölindustrie. Sie liegen jetzt an der Spitze der Preisskala von Raffinerieprodukten, obwohl beide einfacher herzustellen sind als etwa Superkraftstoff. Die Konzerne sagen, dies sei die Folge eines engen Marktes -- und überdies die Folge hektischer Vorratskäufe der Chemieunternehmen. Bei den Betroffenen werden die Akzente anders gesetzt. Es handele sich wohl, behaupten Prominente aus der Chemiebranche, um künstliche Verknappungen. Denn selbstverständlich sei eine Raffinerie auch so zu steuern, daß mehr Naphtha und Kerosin herauskommen. Dies aber würde, so kontern die Ölmanager listig, nur auf Kosten des Autobenzins gehen, das dann noch knapper würde. Fazit: Auch die großen Ölkonzerne gehen gelegentlich den Weg des geringsten Widerstandes.

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