Omikron-Infektionen Mehreren europäischen Ländern geht das Krankenhauspersonal aus

Intensivstation in Spanien: Die Betreuung von Coronapatienten ist oft sehr personalaufwendig
Foto: Emilio Morenatti / dpaDurch die stark steigenden Omikron-Infektionsraten wird in mehreren europäischen Ländern das Klinikpersonal knapp. Staaten wie Großbritannien, Spanien, die Niederlande und Italien sind zurzeit besonders betroffen.
Zwar deutet einiges darauf hin, dass die rasant verbreitende Variante des Coronavirus seltener starke Krankheitssymptome auslöst. Dennoch müssen aufgrund der extrem hohen Ansteckungszahlen viele Menschen behandelt werden. Zugleich sind massenhaft Ärzte und Pflegekräfte in Quarantäne oder infiziert. Nun suchen Politiker und Beteiligte nach neuen Wegen, um die Überlastung des Systems zu verhindern.
In Großbritannien sollen auf Druck der Regierung in den kommenden drei Monaten private Krankenhäuser und Arztpraxen etwa Krebsoperationen vornehmen, die eigentlich in staatlichen NHS-Kliniken gemacht werden sollten. »Durch Omikron müssen wir mehr Patienten behandeln, aber haben weniger Personal zur Verfügung«, sagte Stephen Powis, medizinischer Leiter des britischen Gesundheitsdienstes NHS.
Omikron breitet sich derzeit mit rasender Geschwindigkeit in Großbritannien aus, auf neue Einschränkungen des öffentlichen Lebens verzichtet die Regierung um Premierminister Boris Johnson bislang.
Irgendwann werde das Gesundheitssystem mit Covid-19 leben können und den Druck aushalten, sagte der britische Minister Michael Gove. »Aber wir sind absolut noch nicht so weit. Vor uns liegen noch ein paar schwierige Wochen.«
In Spanien ist die personelle Situation in Krankenhäusern so angespannt, dass Pflegemitarbeiter aus der Rente zurückgeholt werden. Auch die Kontaktnachverfolgung in den Gesundheitsämtern könne nicht mehr ausreichend geleistet werden, erklärten die Behörden.
Einem Zeitungsbericht zufolge will Spanien künftig weniger strikt Infektionen nachverfolgen, weniger testen und wie bei klassischen Grippe-Erkrankungen vorgehen. Da die Todesfall-Raten bei Corona-Erkrankungen gesunken seien, könne es an der Zeit sein, mit der Pandemie auf anderen Wegen umzugehen, sagte der spanische Ministerpräsident Pedro Sanchez dem Sender SER.
In den Niederlanden erwägen Krankenhäuser, Personen mit einer symptomfreien Coronainfektion weiterhin arbeiten zu lassen. An der Amsterdamer Universitätsklinik sei zuletzt jeder vierte Mitarbeiter positiv getestet worden, hieß es dort. Vor einer Woche habe die Positivrate bei fünf Prozent gelegen.
In Italien ist die Situation ohnehin angespannt, da etwa vier Prozent der Krankenhausmitarbeiter von der Arbeit suspendiert sind, weil sie nicht geimpft sind. Die Gesundheitsbehörden dort dringen deshalb auf die Verschiebung von nicht notwendigen Operationen. Pflegepersonal und Ärzte müssen zum Teil ihre Urlaube verschieben.
Auch in Deutschland wächst die Sorge vor einer Überlastung des Gesundheitssystems. Die aktuellen Maßnahmen reichten nicht aus, um die Omikron-Welle einzudämmen, warnte der Grünenpolitiker Janosch Dahmen am Montag. Der gesundheitspolitische Sprecher der Bundestagsfraktion brachte erneut die Schließung etwa von Fitnessstudios oder der Gastronomie ins Gespräch.