Opel-Beteiligung Fiat hat noch kein Angebot vorgelegt

Eine schriftliche Vereinbarung gibt es nicht: Fiat hat nach eigenen Angaben noch kein Angebot für einen Einstieg bei Opel vorgelegt. Konzernchef Marchionne sagt, er wisse nichts von direkten Gesprächen mit Opel.

Berlin - Der italienische Autobauer Fiat hat auf Zeitungsberichte über einen möglichen Einstieg bei Opel mit deutlichen Worten reagiert: "Fiat wünscht klarzustellen, dass mit Ausnahme dessen, was bereits in Bezug auf die strategische Allianz mit Chrysler angekündigt wurde, kein Angebot gemacht wurde, einen Anteil an Opel zu erwerben", hieß es in einer Erklärung, die der Konzern nach Aufforderung der italienischen Börsenaufsicht Consob am Freitag veröffentlicht hat.

Allerdings suche man in der derzeitigen Wettbewerbssituation - wie andere Konzerne - auch nach Gelegenheiten für "Abkommen verschiedener Art", die operative Synergieeffekte und Zugang zu neuen Märkten bieten würden.

Fiat-Chef Sergio Marchionne hatte sich bereits am Donnerstag zurückhaltend zu Berichten über einen angeblich bevorstehenden Einstieg bei Opel geäußert. Bei der Vorstellung der Quartalszahlen sagte er in Turin, er habe nichts anzukündigen. Es sei nichts vereinbart. "Nach allem was ich weiß hatten wir keine direkten Gespräche mit Opel", sagte er.

Nach SPIEGEL-Informationen will Fiat  bei Opel einsteigen und die Mehrheit übernehmen. Eine entsprechende Absichtserklärung soll kommende Woche unterzeichnet werden.

Ein möglicher Einstieg von Fiat bei Opel stößt auf massive Bedenken. In der SPD-Führungsetage hieß es, es sei nicht erkennbar, dass eine solche Übernahme ein funktionierendes Modell sein könne. Auch EU-Industriekommissar Günther Verheugen äußerte sich skeptisch. Vertreter des Opel-Betriebsrats und der Gewerkschaft IG Metall lehnen eine Übernahme generell ab.

Der Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer befürwortet statt der Fiat-Übernahme ein Engagement des Zulieferers Magna bei dem deutschen Traditionshersteller. "Opel und Magna passen gut zusammen", sagte Dudenhöffer der "Westdeutschen Allgemeinen Zeitung". Ein Zusammengehen von Opel und Magna sei realistischer als ein Einstieg von Fiat.

Die Bundesregierung begutachtet einen möglichen Fiat-Einstieg ebenfalls kritisch, schließt ihn aber nicht aus: Sie will zunächst wissen, ob der italienische Autobauer ein zukunftsfähiges Konzept für den deutschen Konkurrenten vorlegen kann.

Es komme darauf an, wie sich ein Investor die Zukunft von Opel vorstelle, sagte ein Sprecher des Bundeswirtschaftsministeriums am Freitag in Berlin. Dabei gehe es auch um den Erhalt von Arbeitsplätzen und der Standorte. Davon hänge ab, ob die Bundesregierung einen Investor unterstützen werde.

Opel-Chef Hans Demant dankte der Regierung am Freitag für den Rückhalt, den sie dem Konzern gebe. Opel will sich von seiner angeschlagenen Mutter General Motors   trennen und sucht dafür dringend nach einem Investor. Den hatte Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) als Voraussetzung für eine Staatsbürgschaft genannt.

Der ums Überleben ringende Autobauer will möglichst alle seine Werke retten. "Wir sind, wie wir oft schon ausgedrückt haben, sehr daran interessiert in dieser momentan schwierigen Situation möglichst alle Werke zu erhalten", sagte Demant. Opel arbeite momentan an allen Optionen, die sich ergäben.

Einen Lichtblick könnte es für den Konzern schon am Montag geben: Laut "Frankfurter Allgemeine Zeitung" könnte dann bereits eine Entscheidung zu den Patenten von Opel fallen, die die Muttergesellschaft General Motors an das amerikanische Finanzministerium verpfändet hat. Mit einem Ergebnis der Verhandlungen von Wirtschaftsstaatssekretär Jochen Homann mit dem amerikanischen Finanzministerium in Washington über die Rückgabe der Patente sei zum Wochenauftakt zu rechnen, berichtete die "FAZ". Es gebe Anzeichen für einen "positiven Ausgang".

Bei den Verhandlungen geht es um Vermögensgegenstände sowie Bargeld im Wert von addiert rund drei Milliarden Dollar, die GM Opel schuldet. GM hatte diese Werte als Besicherung für Milliardenkredite an die amerikanische Regierung verpfändet. Der Erhalt der Patente und des Bargelds ist die Voraussetzung für die Abtrennung des GM-Europa-Geschäfts unter dem Dach einer neu zu gründenden Opel AG.

ssu/AP
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