Optimismus auf Industriemesse Merkel macht Hoffnung in der Krise
Hannover - Es ist nur ein Satz - aber einer mit großer Bedeutung. Auf der Industriemesse in Hannover hat Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) ein baldiges Ende des wirtschaftlichen Abschwungs in Deutschland in Aussicht gestellt. "Vielleicht ist die Hannover Messe ein kleines Signal, dass wir langsam am Tiefpunkt angekommen sind", sagte die Kanzlerin am Montag bei ihrem traditionellen Rundgang über die weltgrößte Industriemesse.

Kanzlerin Merkel auf der Hannover Messe: "Ein kleines Signal"
Foto: APMerkel sagte, sie sei sehr erfreut darüber, dass viele Unternehmen trotz Krise die Messe als Chance nutzten und sich dort präsentierten. Die Beteiligung an der Hannover Messe zeige, dass die Wirtschaft die Krise nicht nur durchleben wolle. "Die Unternehmen wollen gestärkt aus dieser Krise hervorgehen, das ist auch das Klima, das ich hier spüre", erklärte die Kanzlerin. Vor allem Innovationen in Energieeinsparung seien für die Zukunft maßgebend.
Auch der südkoreanische Ministerpräsident Han Seung Soo gab sich optimistisch. Zusammen mit der Kanzlerin eröffnete er die Sonderausstellung, mit der sich Korea als Partnerland der diesjährigen Hannover Messe präsentiert. Han sagte, auf der Hannover Messe habe er die Hoffnung gespürt, mit der man die beispiellose Wirtschaftskrise überwinden könne.
Zuvor hatten sich bereits die deutschen Maschinenbauer zuversichtlich gezeigt. Bereits zur Mitte des Jahres rechnet der Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) mit einer Trendumkehr bei den Auftragseingängen. "Wir rechnen ab Jahresmitte mit dem Ende der bisherigen Talfahrt bei den Auftragseingängen", sagte der Hauptgeschäftsführer des VDMA, Hannes Hesse.
Allerdings teilen nicht alle Experten diesen Optimismus. So sieht der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) noch keine Trendwende der Konjunktur. "Der ökonomische Mainstream prognostiziert einen Rückgang der diesjährigen deutschen Wirtschaftsleistung um vier bis fünf Prozent. Nichts spricht gegenwärtig für eine rasche Erholung - weder in Deutschland noch anderswo", sagte BDI-Präsident Hans-Peter Keitel ebenfalls auf der Hannover Messe.
Eine konkrete Prognose für die Konjunkturentwicklung legte der BDI nicht vor. Ende Januar hatte der Verband nur vorausgesagt, dass die Wirtschaftsleistung 2009 deutlich schrumpfen werde. Die meisten Experten erwarten für dieses Jahr einen Einbruch der Konjunktur um vier bis fünf Prozent, einzelne Ökonomen sagen sogar ein Minus von sieben Prozent voraus.
Besonders hart trifft die Krise die Elektroindustrie, die daher skeptisch bleibt. Die Branche erwartet in diesem Jahr einen deutlichen Umsatzrückgang. "Wahrscheinlich ist ein Minus um die zehn Prozent", sagte Friedhelm Loh, der Präsident des Verbands ZVEI. Früher war der Verband noch wesentlich optimistischer gewesen und hatte ein Umsatzminus von lediglich drei bis vier Prozent erwartet. "Wir alle hoffen, dass sich in der zweiten Jahreshälfte, beziehungsweise Anfang 2010 die Lage allgemein bessert", sagte Loh nun.
Unternehmen verschieben Investitionen
Nach ZVEI-Beobachtungen wirkt sich die Krise auch deutlich auf die Arbeitsplätze aus. 62 Prozent der Firmen im Verband bedienten sich des Mittels der Kurzarbeit und ebenfalls 62 Prozent planten Stellenstreichungen. Insgesamt beschäftigt die Branche knapp 830.000 Menschen.
Immerhin: Die gefürchtete Kreditklemme bleibt Deutschlands Unternehmen offenbar erspart. Nur eine Minderheit der Firmen spüre Restriktionen bei der Kreditvergabe, teilte das Nürnberger GfK-Institut mit. Bei einer Umfrage beklagten lediglich sechs Prozent der Betriebe, dass Banken ihre Darlehen eingeschränkt oder gekündigt hätten. Dagegen erklärten 94 Prozent der befragten Unternehmen, sie hätten in den vergangenen drei Monaten keine Einschränkungen bei der Finanzierung hinnehmen müssen. Dies gelte für große wie für kleine Unternehmen.
Wegen der Wirtschaftskrise habe allerdings jedes fünfte Unternehmen Investitionsentscheidungen verschoben. Deshalb würden deutlich weniger Kredite nachgefragt. Die Hälfte der 510 repräsentativ befragten Unternehmen habe Umsatzeinbußen erlitten, ein Drittel rechne für das kommende halbe Jahr mit weiteren Rückgängen.