Panikverkäufe Kreditkrise erreicht Frankfurter Börse - Dax schmiert ab

Kurssturz an der Frankfurter Börse: Innerhalb von Minuten hat der Immobilienfinanzierer Hypo Real Estate rund zwei Milliarden Euro an Wert verloren. Auch andere Finanztitel gerieten in den Abwärtsstrudel. Nun decken sich Hypo-Real-Manager massenweise mit Billigaktien ein.

Frankfurt am Main - Kein guter Tag an der Frankfurter Börse: Die meisten deutschen Aktien haben heute mit Verlusten geschlossen. Absolutes Schlusslicht ist der Immobilienfinanzierer Hypo Real Estate  , der weit stärker in die US-Kreditkrise verwickelt ist als bisher angenommen. Die Aktien des Unternehmens fielen um gut 35 Prozent auf 21,64 Euro. Dies entspricht einem Wertverlust von rund zwei Milliarden Euro, Händler sprachen von Panikverkäufen.

Auch das Börsenbarometer in New York zeigte deutlich nach unten. Der Dow Jones  Index verlor am Dienstag 2,17 Prozent auf 12.501 Zähler. Zuvor hatte die größte US-Bank Citigroup   tiefrote Zahlen vorgelegt. Wegen der Immobilienkrise kam das Institut im vierten Quartal 2007 auf einen Verlust von fast zehn Milliarden Dollar.

Skyline von Frankfurt am Main: Kein guter Tag an der Börse

Skyline von Frankfurt am Main: Kein guter Tag an der Börse

Foto: REUTERS

Massiv ins Minus stürzten an den deutschen Märkten auch andere Banktitel. Die Aktien der Commerzbank   verloren mehr als acht Prozent und schlossen bei 23,17 Euro. Die Titel der Postbank   sackten um 4,5 Prozent auf 62,00 Euro. Insgesamt verlor der Deutsche Aktienindex (Dax  ) 2,1 Prozent auf 7566 Zähler. Für den MDax   ging es um drei Prozent auf 8657 Punkte nach unten. Der TecDax   fiel um 3,9 Prozent auf 847 Zähler.

Der große deutsche Immobilienfinanzierer Hypo Real Estate hatte heute Nachmittag zugegeben, dass er bei einem US-Wertpapierportfolio rund 390 Millionen Dollar abschreiben müsse. Bisher hatte das Unternehmen stets betont, von den Problemen auf dem amerikanischen Kreditmarkt nicht betroffen zu sein. Auch neue Rezessionssorgen drückten auf die Stimmung an der Börse, sagten Händler.

Die Hypo-Real-Manager selbst zeigten sich davon unbeeindruckt: Sie nutzten den Kurssturz der Aktie, um ihre eigenen Bestände aufzustocken. Vorstandschef Georg Funke erwarb Hypo-Real-Aktien im Wert von rund 440.000 Euro, wie aus mehreren Pflichtmitteilungen hervorgeht. Dabei kaufte er zu Billigstkursen von 22 Euro je Stück. Neben Funke erwarb auch Vorstandsmitglied Frank Lamby Anteilsscheine im Wert von rund 96.000 Euro.

Den massiven Kurssturz erklärte Funke mit einem "Einmaleffekt aufgrund einer Marktkatastrophe". Verglichen mit Wettbewerbern, die teils Milliardenabschreibungen wegen der Kreditkrise zu verkraften hätten, habe sich Hypo Real Estate bisher "hervorragend geschlagen". Für die Führung des Unternehmens seien die Belastungen durch die Finanzmarktkrise nicht absehbar gewesen, daher gebe es "keinerlei Anlass für Konsequenzen im Management".

Noch im November hatte die Bank allerdings erklärt, sie sehe sich von den Turbulenzen an den Kapitalmärkten kaum betroffen. Das ist heute offenbar anders: Die bisher avisierte Eigenkapitalrendite von zwölf Prozent werde voraussichtlich nicht erreicht, erklärte das Unternehmen. Auch weitere Abschreibungen auf das US-Portfolio schloss Hypo Real Estate nicht aus, die Dividende wird auf ein Drittel gekürzt.

Analysten zeigten sich bestürzt. "Die Ergebnisse sind überraschend schlecht, zumal der Vorstand immer gesagt hat, dass das Unternehmen nicht von der Immobilienkrise betroffen sei", sagte ein Experte. Händler machten vor allem einen Vertrauensverlust der Anleger für den massiven Kursrutsch verantwortlich. Besonders Fonds würden sich nun schlagartig von der Aktie trennen, was die Verluste noch beschleunige.

Immerhin: Die Ratingagentur Fitch hat ihre Einschätzung für Hypo Real Estate bestätigt. Das Rating laute weiter "A" und habe einen positiven Ausblick, teilte die Agentur mit.

wal/dpa-AFX/Reuters/AP

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