Geschlossene Bars, Handel, Kultur
Ökonom Bofinger will mit 50-Euro-Gutscheinen Konsum ankurbeln
Einzelhandel, Restaurants oder Kulturbetriebe leiden unter den Schließungen im Shutdown. Der Volkswirt Peter Bofinger schlägt daher Konsumgutscheine für 83 Millionen Bürger vor – zweckgebunden.
Geschlossene Galerie in Frankfurt am Main: Gültigkeit jeweils auf einen bestimmten Monat begrenzen
Foto: Frank Rumpenhorst / dpa
Der Ökonom Peter Bofinger fordert steuerfinanzierte Einkaufsgutscheine für jeden Bundesbürger, auch für Kinder. Seine Idee: Die »Lockup-Voucher«, so der Namensvorschlag von Bofinger, sollen nur in Betrieben einsetzbar sein, die durch den Corona-Shutdown hart getroffen wurden und schließen mussten. Profitieren könnten neben Geschäften auch Restaurants, Fitnessstudios oder Kultureinrichtungen. Um einen zu großen Andrang zu vermeiden, schlägt Bofinger im SPIEGEL vor, die Gutscheine nach einem Zufallsverfahren zuzuteilen und die Gültigkeit jeweils auf einen bestimmten Monat zu begrenzen.
»Konzipiert man das Programm für die Monate April bis Dezember 2021, würde die zusätzliche Nachfrage gleichmäßig über die verbleibenden Monate des Jahres verteilt«, sagt der Volkswirt, der an der Universität Würzburg lehrt. Bei 83 Millionen Berechtigten beliefen sich die Kosten für den Fiskus auf 4,15 Milliarden Euro.
»Administrativ einfach zu gestalten«
Die Betriebe könnten die Gutscheine bei ihrer Bank wie Bargeld einzahlen. Die Banken würden die Wertgutschriften an die Bundesbank weiterreichen, die mit dem Finanzministerium abrechnen würde. Das sei »administrativ einfach zu gestalten«, wirbt Bofinger für seine Idee. Nach dem Shutdown müssten »gezielt die Unternehmen und Selbstständigen unterstützt« werden, »die durch die Schließung ihres Betriebs massive Einkommensverluste hinnehmen mussten«, sagt Bofinger.
Eine Gruppe Abgeordneter der Grünen forderte bereits im April vergangenen Jahres Konsumgutscheine, um den lokalen Einzelhandel zu unterstützen. In dem Papier zu den sogenannten Kauf-vor-Ort-Gutscheinen hieß es, jeder Bürger solle einen Gutschein im Wert von 250 Euro erhalten – dieser könne »nur im stationären Handel, für stationäre Dienstleistungen oder in der Gastronomie« eingelöst werden. Ausgenommen seien Geschäfte, die nicht vom Shutdown betroffen gewesen seien. Der Gutschein dürfe zudem nicht im Onlinehandel verwendet werden – die Rahmenbedingungen ähnelten damit denen der Forderung Bofingers. Auch der Handelsverband HDE und die Gewerkschaft Ver.di brachten die Idee von Corona-Gutscheinen im vergangenen Jahr in Umlauf.
Bereits 2008, während der Finanzkrise, wurden Konsumgutscheine in Deutschland diskutiert. Sie sollten die Binnennachfrage beleben; Voucher im Wert von 125 Euro waren damals in der Debatte – Gutverdiener sollten allerdings ausgenommen werden. Die Idee stieß auf breite Ablehnung in Wirtschaft und Politik. In den USA wurde im vergangenen Jahr jedem US-Bürger mit einem Jahresgehalt von bis zu 75.000 Dollar ein Corona-Scheck über 1200 Dollar zugeschickt, berufstätige Paare mit einem Gehalt bis 150.000 Dollar erhielten entsprechend 2400 Dollar.