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Pöhl will weniger Zentralbanken

aus DER SPIEGEL 10/1991

Wie viele regionale Ableger wird die Frankfurter Bundesbank zukünftig in deutschen Landen haben? Über die Zahl der Landeszentralbanken (LZB) dürfte in den nächsten Monaten heftig gestritten werden, geht es doch um Pfründen und Posten der Provinz-Politiker. Bislang hat jedes Land seine LZB, mit einem richtigen Präsidenten und vielen unkündbaren Bediensteten. Bekäme jedes der neuen Länder seine LZB, stiege deren Zahl auf stattliche 16 - viel zuviel, wie Bundesbankpräsident Karl Otto Pöhl und mit ihm die Mehrheit des Zentralbankrats meinen. In der ehemaligen DDR soll es daher nur zwei Bundesbank-Filialen geben: eine LZB für die Länder Sachsen, Thüringen und Sachsen-Anhalt, eine zweite für Berlin, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern. Gleichzeitig wollen die Notenbanker die Gunst der Stunde nutzen und eine längst überfällige Flurbereinigung im Westen Deutschlands vollziehen: Das Saarland und Rheinland-Pfalz wollen sie mit der LZB in Hessen verschmelzen, die Länder Hamburg, Bremen, Schleswig-Holstein und Niedersachsen sollen sich mit einer einzigen LZB bescheiden. Die Bonner Regierung wird wohl den Vorschlag der Frankfurter Bundesbanker in ihren Gesetzentwurf übernehmen; doch von den betroffenen Ländern in der alten Bundesrepublik wird erbitterter Widerstand erwartet. Unter dem Druck der Landespolitiker werden dann, so spekulieren Bonner Parlamentsprofis, Regierung und Bundestag nachgeben: Opfer müssen nur die neuen Länder bringen, die mit zwei LZB abgefunden werden; im Westen aber bleibt alles beim alten, die behalten alle ihre Präsidenten und Bankbeamten.

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