Privatjets Überschall für Überflieger
London - Ein Raunen ging durch den Saal der Pressekonferenz, als Brian Barents, Vizepräsident von Aerion, den Namen nannte: Tarek Bin Laden, der Halbbruder des meistgesuchten Terroristen der Welt Osama Bin Laden gehöre zu den ersten, die den neuen Überschallflieger namens SBJ geordert hätten. Er sei einer von 20 sehr reichen Privatleuten, die bereits eine Anzahlung von 250.000 Dollar geleistet hätten, um ihre Bestellung zu bestätigen. In der Mehrzahl sei er lediglich für den privaten Gebrauch vorgesehen.
Der Name Bin Ladens ließ für kurze Zeit den eigentlichen Anlass für die Pressekonferenz in den Hintergrund treten. Vier Jahre nachdem mit der Concorde der letzte zivile Überschallflieger den Dienst quittiert hat, ist wieder ein Flugzeug am Start, das in der Lage ist, die Schallmauer zu durchbrechen. Aerion plant die ersten Testflüge für 2012, zwei Jahre später soll der erste Jet ausgeliefert werden. Damit hat Aerion unter den drei Konkurrenten, die angetreten waren, um den Markt neu aufzurollen, die Nase vorn.
Dass ein Markt für solche Flugzeuge vorhanden ist, davon ist Barents überzeugt: "In diesen Kreisen ist es der Preis der Spielzeuge, der die Männer von den Jungs unterscheidet", sagte er der britischen "Times". Unter den gut betuchten Fliegern habe ein Überschallflugzeug schon ein sehr hohes Prestige in erster Linie trage es aber dazu bei, die knappe Zeit der Geschäftsleute möglichst produktiv zu nutzen.
Mit der mehr als 40 Jahre alten Concorde wird der Aerion-Jet ebenso wenig gemein haben, wie die Konkurrenzprojekte des französischen Herstellers Dassault Aviation und der QSST genannte Jet des US-Rüstungskonzerns Lockheed Martin. Statt 100 Passagiere finden zumindest im QSST und im Aerion-Jet jeweils maximal zwölf Personen Platz. Zudem erreichen sie nicht ganz die Höchstgeschwindigkeit der Concorde, die doppelt so schnell war wie der Schall.
Auf der anderen Seite werden die neuen Überschallflugzeuge mit 8000 Kilometern eine höhere Reichweite haben und nur nahezu die Hälfte verbrauchen. Auch die bis zu hundert Kilometer reichende Schallschleppe, die die Concorde einst hinter sich herzog, und die ihr deshalb ein Flugverbot über Land eintrug, soll wirksam reduziert sein zumindest lassen die ersten Testläufe darauf schließen.
Preislich bleiben die Überschallflieger allerdings im Luxussegment angesiedelt. Mit rund 80 Millionen Dollar werden sie etwa doppelt so teuer sein wie eine Cessna Citation X oder eine Gulfstream 550, die derzeit schnellsten Businessjets.
Deutlich billiger wird dagegen die neue Generation superleichter Geschäftsflugzeuge, die gleich mehrere Firmen auf den Markt bringen wollen. Die im Fachjargon Mikrojets genannten Leichtflieger mit Platz für acht Passagiere haben das Zeug, den Geschäftsflugverkehr radikal zu verändern: Sie sind schneller und komfortabler als Propellermaschinen, vor allem aber kosten sie deutlich weniger als herkömmliche Geschäftsflugzeuge auch im Unterhalt.
Die kleinen Jets jagen mit 700 Stundenkilometern durch die Luft und sind damit kaum langsamer als moderne Linienflugzeuge, aber deutlich schneller als propellergetriebene Reiseflugzeuge. Dank moderner Druckkabinen erreichen sie bis zu 12.000 Meter Reiseflughöhe. Und sie können zum Beispiel in Europa nicht nur die rund 300 Großflughäfen ansteuern, sondern auch die etwa 9000 Provinzpisten weltweit.
Eines dieser Modelle ist die rund eine Million Euro teure Eclipse 500. Die Betriebskosten dieses zweistrahligen Jets sollen lediglich 40 Cent pro Flugkilometer betragen - das wäre in etwa so viel wie bei einem Fünfer-BMW.
mik