Produktpiraterie Preise für den dreistesten Ideen-Klau
Frankfurt am Main - Wer mit den Ideen anderer Profit macht, muss damit rechnen, den "Plagiarius Award" verpasst zu bekommen. Der Negativpreis für die dreisteste Nachahmung geht dieses Jahr an die polnische Firma Groemix. Die "Aktion Plagiarius", die mit dem gleichnamigen Preis seit 1977 Produktpiraten an den Pranger stellt, verlieh heute bei der Konsumgütermesse Ambiente in Frankfurt am Main zum 30. Mal diese Auszeichnung.

Dreiste Kopien: Ein Produkt so gleich wie das andere
Das Warschauer Unternehmen hatte nach Meinung der Jury eine Kopie der Waschtischarmatur "Giorno" der Iserlohner Firma Aloys F. Dornbracht hergestellt. Weitere Opfer von Kopisten sind demnach die Nürnberger Firma Sachs Fahrzeug- und Motorentechnik, deren Moped "Mad Ass" von dem chinesischen Unternehmen Eastern Motorcycle nachgebaut wurde, sowie die Schweizer Victoria Design. Deren Stuhl "Vero" wurde von der ebenfalls schweizerischen Gesellschaft G-Collection nachgebildet.
Neben den drei Hauptpreisen verlieh Plagiarius so genannte Auszeichnungen für minderschwere Fälle. Der Sonneberger Modellbahnbauer Piko Spielwaren erhielt diesen "Trostpreis" für sein angebliches Plagiat des Triebwagenzuges ICE 3 des Göppinger Konkurrenten Märklin. Piko hatte den Vorwurf allerdings zurückgewiesen und argumentiert, dass der von einem Kooperationspartner in Fernost entwickelte Zug vom Lizenzgeber Deutsche Bahn AG abgesegnet sei.
Deutsche Motorsäge chinesischer Art
Eine weitere deutsch-deutsche Abkupferung machten die Raubkopie-Jäger im Fall des Spielzeugautos "Manitou Teleskoplader MLT 633" des Fürther Herstellers Bruder Spielwaren aus: Es wurde ihrer Meinung nach von der ebenfalls in Fürth ansässigen Firma Dickie-Spielzeug kopiert. Ein Deko-Vogel aus Stein der Freiberger Gebrüder Lomprich wurde demnach von einer Firma in Bad Zwischenhan nachgebildet, der Keramikbecher "Patchwork Kitsch" der norddeutschen Firma Ihr Ideal Home Range gleich von zwei deutschen Konkurrenten kopiert.
Der Motorsägenhersteller Andreas Stihl aus Waiblingen musste den Nachbau seines Modells "MS 380" hinnehmen. Die Auszeichnung ging in diesem Fall an die chinesische Firma Swool Power Machinery. Den erstmals vergebenen Sonderpreis "Anstiftung" erhielt die Bitburger Brauerei: Sie hatte Nachahmungen von Taschenlampen der US-Marke Mag-Lite in Auftrag gegeben.
Mit einem weiteren Sonderpreis machte die Jury auf den Klau der Marke "Solingen" aufmerksam: Vor allem in Südostasien werde die Marke immer wieder benutzt, um billige Messer aufzuwerten.
Zu Messebeginn gleich Stände abgeräumt
Der Design-Professor und Plagiarius-Gründer Rido Busse forderte deutlich schärfere Strafen für Produktpiraten. Das schnell wachsende Geschäft mit Fälschungen und Plagiaten verursache allein in Deutschland jedes Jahr einen Schaden von 25 Milliarden Euro und koste jährlich rund 45.000 Arbeitsplätze. Das habe die Bundesregierung leider "noch nicht begriffen", kritisierte Busse.
Allein am ersten Tag der Messe Ambiente, die heute in Frankfurt ihre Tore öffnete, seien eine "ganze Reihe von Plagiaten" entdeckt und mehr als 20 Stände "abgeräumt" worden, hieß es weiter. Die Produkt- und Markenpiraterie habe inzwischen ein "erschreckendes Ausmaß" angenommen, sagte Busse. Die Gewinnspannen seien höher als bei Drogenhandel und Schmuggel, die Strafen dagegen "lächerlich gering. Immer rücksichtsloser kupferten dabei nicht mehr nur Asiaten sondern auch Europäer Ideen ab, sagte Busse.
Wolfgang Frey, AP