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Adidas gegen Puma: Der ewige Streit im Hause Dassler

Foto: Matthias Schrader/ AP

Rechtsstreit Adidas-Puma Mein Schuh! Nein, mein Schuh!

Die Rivalen Adidas und Puma kämpfen verbissen um die Rechte an einer neuen Laufschuhtechnik - und damit um ein Milliardengeschäft. Nun hat ein Gericht entschieden.

Der alte Bruderstreit ist wieder voll entbrannt: Per einstweiliger Verfügung wollte Adidas den Konkurrenten Puma ausbremsen. Daraus ist nun vorerst nichts geworden.

Der zweitgrößte Sportkonzern der Welt hatte seinem kleineren Rivalen vorgeworfen, mit dem Laufschuh NRGY eine Dämpfungstechnik von Adidas kopiert zu haben. Puma hielt dagegen, man habe die Schuhe selbst entwickelt.

Dieser Einschätzung hat das Oberlandesgericht Düsseldorf an diesem Dienstag nun recht gegeben - und die Adidas-Klage abgewiesen. Das Gericht bestätigte damit ein Urteil aus erster Instanz. Es erkannte keine sogenannte wettbewerbliche Eigenart des Adidas-Schuhs, die es Puma verboten hätte, einen ähnlichen Laufschuh zu entwickeln.

Das Streitobjekt: Schuhsohlen, die aus weißen Schaumstoffkügelchen zusammengesetzt sind. Der Kunststoff namens eTPU federt besonders stark, er gibt dem Läufer angeblich Energie zurück.

In Wahrheit ging es in dem Prozess jedoch um wesentlich mehr. Um die Rechte an einem womöglich milliardenschweren Zukunftsgeschäft. Und um einen Jahrzehnte alten Wettstreit zweier Weltmarken, die kaum eine Gelegenheit auslassen, sich gegenseitig auszustechen. ( Lesen Sie hier eine ausführliche Geschichte im SPIEGEL vom 26.03.2016.)

Der jüngste Konflikt zwischen Adidas und Puma erinnert an die Zeiten der beiden Firmengründer Adolf ("Adi") und Rudolf Dassler, die sich gegenseitig regelrecht bekriegten . 1948 teilte das zerstrittene Unternehmerduo die "Gebrüder Dassler Schuhfabrik" in zwei Teile auf. Rudolf erschuf Puma, Adi gründete Adidas. Beide Weltkonzerne residieren bis heute im fränkischen Herzogenaurach. Und sehen jetzt die Chance, den Weltmarkt für Running-Schuhe neu aufzurollen.

Branchenexperten glauben, dass sich eTPU-Sohlen als neuer globaler Industriestandard durchsetzen dürften. Adidas verkaufte bereits 2015 mehr als zwölf Millionen Paare seiner Modellreihe namens Boost, zu Preisen von 100 bis 180 Euro. Die Zahl der Kunden soll in diesem Jahr noch weiter steigen. Aber auch Puma will jetzt verstärkt in das Geschäft einsteigen - und Adidas so noch mehr Konkurrenz machen.

"Nächste Schritte halten wir uns offen"

Beide Unternehmen arbeiteten fast zeitgleich an der neuen Dämpfungstechnik, sogar der Partner war zunächst derselbe: Der Chemiekonzern BASF hatte das Sohlenmaterial produziert und 2009 beiden Erzrivalen angeboten. Nach mehrjähriger Kooperation mit Puma entschied sich BASF jedoch zur exklusiven Zusammenarbeit mit Adidas. 2013 brachte die Drei-Streifen-Marke daraufhin ihre Boost-Serie auf den Markt.

Puma fand nach dem Seitenwechsel von BASF einen neuen Industriepartner - und zog 2015 mit dem eigenen Modell NRGY nach. Dagegen klagte jedoch Adidas. Für Puma bestand damit das Risiko, die neuen Schuhe kurzfristig wieder vom Markt nehmen zu müssen. Diese Gefahr ist nun gebannt.

"Jetzt haben wir freie Bahn für unsere eigenen eTPU-Schuhe", sagte Neil Narriman, Leiter gewerblicher Rechtsschutz bei Puma, "nun können wir mit weiteren Modellen auf den Markt kommen."

Adidas hingegen will die Entscheidung des Oberlandesgerichts nicht hinnehmen: "Nächste Schritte halten wir uns offen und werden diese nun prüfen", teilte eine Adidas-Sprecherin mit. "Wir werden unsere Rechte auch weiterhin schützen und gegen Verstöße vorgehen."

Die Möglichkeiten sind jedoch begrenzt. Per einstweiliger Verfügung kann Adidas den Puma-Schuh jetzt nicht mehr stoppen. Will der Konzern weiter prozessieren, muss er jetzt ins sogenannte Hauptsacheverfahren gehen. Bis ein letztinstanzliches Urteil vorliegt, könnten Jahre vergehen.

Puma hat in jedem Fall wertvolle Zeit gewonnen. Der ewige Wettstreit mit Adidas geht in eine neue Runde.

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