Quartalszahlen Hypo Real Estate schreibt 382 Millionen Euro Verlust
München - Die Hypo Real Estate (HRE) hat erneut einen hohen Verlust eingefahren: Der angeschlagene Immobilienfinanzierer machte im ersten Quartal 2009 unter dem Strich ein Minus von 382 Millionen Euro, wie das Unternehmen am Dienstag in München mitteilte. Vor Steuern sei ein Verlust von 406 Millionen Euro angefallen.
Experten hatten mit einem Minus gerechnet. Das "Handelsblatt" hatte sogar einen Verlust von einer halben Milliarde Euro vorausgesagt.

Zentrale der Hypo Real Estate: "Fortschritte bei der Neuausrichtung"
Foto: AP"Wie die vorangegangenen Quartale stellte auch das erste Quartal des Jahres 2009 in dem weiter schwierigen Marktumfeld eine große Herausforderung für den Konzern und seine Mitarbeiter dar", kommentierte HRE-Chef Axel Wieandt das Ergebnis. Allerdings mache die Bank "gute Fortschritte bei der Neuausrichtung des Konzerns".
Zudem habe die Bank im Immobilienbereich ein Neugeschäft im Volumen von 600 Millionen Euro gemacht. Zum überwiegenden Teil handle es sich dabei um Geschäfte mit Kunden, mit denen das Institut bereits länger zusammenarbeitet. Wie viele neue Kunden die Bank gewinnen konnte, sagte Wieandt nicht.
Im vergangenen Jahr hatte das Finanzinstitut einen Verlust von fast 5,5 Milliarden Euro eingefahren. Es war von der Finanzmarktkrise besonders heftig betroffen und konnte nur durch Milliardenhilfen des deutschen Staates gerettet werden. Wegen der Notlage erhielt der Konzern bereits Garantien über 102 Milliarden Euro - größtenteils vom Staat und zu einem kleinen Teil von der privaten Finanzwirtschaft.
Übernahmeangebot abgelaufen
Um die Hypo Real Estate zu stabilisieren, will der Bund den Konzern vollständig übernehmen. Um Mitternacht endete das Übernahmeangebot des Bundes für die Anteile an dem Konzern. Der Bund hatte ihnen 1,39 Euro je Aktie geboten. Wie viele Anleger sich bis Ablauf der Frist dafür entschieden haben, dürfte aber frühestens an diesem Mittwoch bekannt werden.
Der Bund hatte eine vollständige Übernahme der Hypo Real Estate angestrebt, sich aber bis kurz vor Fristende erst 22,62 Prozent der Anteile gesichert. Aktionärsvertreter waren davon ausgegangen, dass viele Anleger ihre Papiere erst am Montag verkaufen und die endgültige Annahmequote damit entsprechend höher ausfällt. Vor allem institutionelle Anleger warteten erfahrungsgemäß bis zum Ablauf eines Übernahmeangebotes, hieß es bei Aktionärsschützern.
Der HRE-Großaktionär J.C. Flowers allerdings mit einer Beteiligung von zuletzt mehr als 20 Prozent will seine Aktien behalten und soll notfalls enteignet werden. Der Geschäftsmann behält es sich vor, gegen eine mögliche Enteignung zu klagen.
Bankenverband begrüßt geplante Enteignung
Das weitere Vorgehen der Regierung hängt davon ab, wie viele Aktien sie aufkaufen konnte. Wenn der Bund auf mehr als 50 Prozent der Anteile kommt, kann er auf der Hauptversammlung Anfang Juni für eine Kapitalerhöhung stimmen und Flowers oder auch andere Aktionäre damit in einem so genannten Squeeze Out herausdrängen.
Wenn die Quote unter 50 Prozent bleibt, wäre der Bund bei der Hauptversammlung auf die Zustimmung anderer Aktionäre angewiesen, um die Kapitalerhöhung zu erreichen. Falls dies nicht gelingt, will er die übrigen Aktionäre gegen eine Entschädigungszahlung enteignen.
Eine mögliche Enteignung von Aktionären stößt beim Bundesverband deutscher Banken (BdB) auf Zustimmung. Zu diesem Schritt gebe es keine Alternative, sagte BdB-Präsident Andreas Schmitz der "Bild"-Zeitung. Das Eingreifen des Staates sei "in dieser außergewöhnlichen Situation" notwendig gewesen, um Schaden am gesamten Bankensystem abzuwenden. Der Verbandschef unterstrich, dass die bisherige Staatshilfe den Aktienkurs der HRE gestützt habe. "Ohne Staatseingriff wäre die Aktie kaum mehr etwas wert", erklärte Schmitz.