Quartalszahlen Merrill Lynch tief in der Verlustzone, Google und Microsoft enttäuschen Anleger
New York - Das sind keine guten Vorzeichen für die Märkte an diesem Freitag: Gleich drei Börsenschwergewichte legten nach Handelsschluss enttäuschende Quartalsbilanzen vor.
Die US-Investmentbank Merrill Lynch fuhr ein deutlich höheres Minus ein als von Analysten erwartet. Für das zweite Quartal gab die drittgrößte US-Investmentbank einen Verlust von 4,9 Milliarden Dollar bekannt, mehr als von Analysten erwartet - im nachbörslichen Handel stürzte die Aktie wegen der Zahlen deutlich ab, um 6,9 Prozent.
Im Vorjahreszeitraum hatte das Institut noch einen Gewinn von 2,07 Milliarden verbucht. Der Verlust je Aktie betrug dabei im abgelaufenen Quartal 4,97 Dollar, nach einem Gewinn von 2,24 Dollar im Jahr zuvor. Die Nettoeinnahmen gingen auf 7,5 Milliarden Dollar zurück. Die Investmentbank steckt damit das vierte Quartal in Folge tief in den roten Zahlen und häufte in dieser Zeit Verluste von insgesamt rund 19 Milliarden Dollar an. Sie ist eines der am stärksten von der Kreditkrise betroffenen Institute. In den neun Monaten bis März hatte die Bank schon Abschreibungen in Höhe von mehr als 30 Milliarden Dollar vornehmen müssen.
Für dringend benötigtes frisches Kapital trennt sich Merrill Lynch nun von einem wertvollen 20-Prozent-Anteil am Finanzdatenanbieter Bloomberg. Der Verkauf der Beteiligung an dem Konzern des New Yorker Bürgermeisters Michael Bloomberg wird rund 4,4 Milliarden Dollar einbringen.
Google und Microsoft enttäuschen
Auch Google verfehlte im zweiten Quartal die hochgesteckten Erwartungen des Marktes - trotz weiteren Wachstums. Der führende Suchmaschinenbetreiber gab einen Nettogewinn von 1,25 Milliarden Dollar bekannt. Der Umsatz kletterte um 39 Prozent auf 5,4 Milliarden Dollar, umgerechnet 3,4 Milliarden Euro. Doch der Gewinn je Aktie betrug lediglich 4,63 Dollar, während Analysten im Schnitt 4,72 Dollar erwartet hatten. Prompt fiel die Google-Aktie nachbörslich um mehr als zehn Prozent.
Etwas besser sah es beim US-Konzern Microsoft aus: Der Software-Riese konnte dank starker Computerverkäufe in Schwellenländern und einer großen Nachfrage nach neuen Produkten seinen Gewinn steigern - allerdings ebenfalls nicht so stark wie am Markt erwartet. Für das vierte Geschäftsquartal gab Microsoft einen Nettogewinn von 4,3 Milliarden Dollar nach 3,04 Milliarden Dollar im Vorjahreszeitraum bekannt. Der Gewinn je Aktie betrug dabei 46 Cent, der Umsatz legte um 18 Prozent zu auf 15,84 Milliarden Dollar. Analysten hatten im Schnitt aber einen Gewinn von 47 Cent pro Anteilsschein bei einem Umsatz von 15,65 Milliarden Dollar erwartet. Microsoft-Papiere gaben im nachbörslichen Handel 3,7 Prozent nach.
Ölpreis und Bankaktien heben Dow Jones
Bessere Zahlen hatte an diesem Donnerstag vor Handelsbeginn dagegen der Finanzkonzern JP Morgan Chase vorgelegt. Zwar musste er im zweiten Quartal einen Gewinneinbruch von 53 Prozent hinnehmen, Milliardenverluste blieben aber aus. Mit einem Ertrag von zwei Milliarden Dollar (1,26 Milliarden Euro) oder 54 Cent pro Aktie war das Ergebnis besser als von Analysten erwartet. Sie hatten ein Ergebnis von 44 Cent pro Aktie prognostiziert. Die Aktie kletterte deshalb um 13,5 Prozent. Weiter nach oben ging es ebenfalls für die beiden größten US-Hypothekenfinanzierer Fannie Mae (plus 18 Prozent) und Freddie Mac (plus 22 Prozent).
Die US-Börsen setzten am Donnerstag insgesamt ihre Erholung fort und schlossen den zweiten Tag im Plus. Der Dow-Jones -Index stieg um 1,85 Prozent auf 11.446,66 Punkte. Der S&P-500-Index legte um 1,20 Prozent zu auf 1260,32 Punkte. Der Nasdaq-Index kletterte ebenfalls um 1,20 Prozent auf 2312,30 Punkte. In Deutschland beschleunigte der Dax seine am Vortag begonnene Erholung und beendete den Xetra-Handel rund 1,9 Prozent höher bei 6271,27 Punkten.
Angeheizt wurden die Kurse außer durch die guten Zahlen von JP Morgan Chase durch ein starkes Absinken des Ölpreises, der zum ersten Mal seit mehr als einem Monat unter die Marke von 130 Dollar fiel. Händlern zufolge ist der Rückgang in den vergangenen Tagen vor allem auf Befürchtungen zurückzuführen, dass die wirtschaftliche Lage in den USA die Nachfrage nach Treibstoff dort drücken könnte.
JP-Morgan-Chase-Chef Jamie Dimon warnte dennoch vor einer weiterhin sehr schwachen US-Wirtschaft mit Problemen für die Finanzmärkte. "Diese Faktoren werden unser Geschäft wohl für den Rest des Jahres oder länger belasten", sagte er.
amz/Reuters/AP/dpa