Vernetzung mit »wichtigen Persönlichkeiten« RBB zahlte offenbar 15.000 Euro an Schlesinger-Berater – ohne Vertrag

Die frühere RBB-Intendantin Patricia Schlesinger brauchte offenbar viel Beratung. Laut einem Medienbericht soll sie den damaligen Lebensgefährten der grünen Wirtschaftssenatorin engagiert haben, für 1000 Euro am Tag.
Frühere RBB-Intendantin Schlesinger: »Kontaktaufnahme gestärkt«

Frühere RBB-Intendantin Schlesinger: »Kontaktaufnahme gestärkt«

Foto: Christoph Soeder / picture alliance/dpa

Im Skandal um mögliche Vetternwirtschaft erschüttern neue Enthüllungen den Rundfunk Berlin-Brandenburg (RBB). Wie das Onlinemedium »Business Insider« berichtet, engagierte der Sender im Jahr 2017 einen externen Berater mit guten Beziehungen in die Berliner Politik. Es handelt sich bei dem Mann um Bernhard Schodrowski, den damaligen Lebensgefährten der Grünen Wirtschaftssenatorin Ramona Pop – mittlerweile Chefin des Verbraucherzentrale Bundesverbands (vzbv).

Laut »Business Insider« tauschte sich Schodrowski erstmals im Mai 2017 mit RBB-Intendantin Patricia Schlesinger über eine mögliche Zusammenarbeit aus. Für einen Tagessatz von 1000 Euro könne er den Sender mit den »wichtigen Persönlichkeiten der Hauptstadt« vernetzen, so der Plan. Zwar blieb es laut dem Bericht bei einer mündlichen Vereinbarung – einen Beratervertrag mit Schodrowski soll es niemals gegeben haben –, dennoch überwies der RBB insgesamt fast 15.000 Euro an Schodrowski.

Schlesinger verteidigt Beratungsaufträge

Gegenüber »Business Insider« hat Schlesinger die Beratungsaufträge an Schodrowski verteidigt. Über ihren Anwalt ließ sie mitteilen: »Meine Mandantin hörte bei Dienstantritt von allen Seiten, dass der RBB in Wissenschaft, Wirtschaft, Politik und Verwaltung des Sendegebietes quasi nicht vernetzt war, was als großes Manko kritisiert wurde.« Sie habe das »im Interesse des Senders geändert und ihn durch die Kontaktaufnahme zu ihrerseits wiederum gut vernetzten Repräsentanten aus diesen Bereichen gestärkt«.

Immerhin, so der Bericht, zeige sich in den Akten, dass der RBB auch mehrere Vorschläge des rührigen Beraters nicht umsetzte. Darunter ein Konzept für ein Event auf der Dachterrasse der RBB-Zentrale oder Treffen mit Menschen, die der Sender auch selbst anrufen konnte.

»Top Secret«-Besetzung

Der Vorgang ist aus mehreren Gründen brisant. Zu dem Zeitpunkt der lukrativen Honorare war Schodrowski der Lebensgefährte der damaligen grünen Wirtschaftssenatorin Ramona Pop. Diese hatte kurz zuvor den mächtigen RBB-Verwaltungsratschef Wolf-Dieter Wolf als neuen Aufsichtsratschef der landeseigenen Messe Berlin vorgeschlagen. Wolf wiederum vermittelte laut »Business Insider« Pops Ex-Partner an RBB-Intendantin Schlesinger. Die personelle Verflechtung der beiden öffentlichen Institutionen wurde so noch dichter.

»Business Insider« konfrontierte Ramona Pop mit den Recherchen. Die heutige Verbraucherschützerin sagte dem Medium, sie »erinnere nicht, einen solchen Beratervertrag gekannt zu haben« und könne daher den Vorgang nicht weiter bewerten. Sie habe ihre Position allerdings »zu keinem Zeitpunkt ausgenutzt, um anderen Vorteile zu verschaffen«.

Dass der Sender ein enges Verhältnis zur Berliner Politik hat, zeigte sich später an anderer Stelle. Der SPIEGEL enthüllte im vergangenen Herbst, dass Oliver Jarasch Programmchef des RBB-Fernsehens werden sollte . Jarasch ist der Ehemann der aktuellen Spitzenkandidatin der Grünen in Berlin und war Profiteur des umstrittenen Bonussystems im Sender. RBB-Programmdirektor Jan Schulte-Kellinghaus hatte die damalige Intendantin Schlesinger in einer E-Mail an ihre Privatadresse über die geplante Besetzung informiert – und sie als »top secret« eingestuft.

rai
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