Riesen-Kurssturz Panikverkäufe an der Frankfurter Börse - Hypo-Real-Aktie bricht ein

Der deutsche Immobilienfinanzierer Hypo Real Estate ist stärker in die US-Kreditkrise verstrickt als angenommen - die Aktie des Dax-Konzerns brach an der Frankfurter Börse um mehr als ein Drittel ein. Auch andere Finanztitel rutschen ins Minus, Händler sprechen von einer "Schockwelle".

Frankfurt am Main - Es ist einer der größten Kursstürze, die je im Deutschen Aktienindex (Dax  ) vorkamen. Die Titel des Immobilienfinanzierers Hypo Real Estate   brachen heute um rund 37 Prozent ein. Regelrecht panisch warfen die Anleger ihre Aktien auf den Markt. Das Münchener Unternehmen verlor nach Reuters-Berechnungen insgesamt rund zwei Milliarden Euro an Börsenwert.

Im Sog der Hypo Real Estate gingen auch anderen Finanzwerte in die Knie. Aktien der Commerzbank   fielen um mehr als acht Prozent, die Papiere der Deutschen Bank   verloren mehr als zwei Prozent. "Das ist eine Schockwelle, die sich durch alle Bankaktien durchzieht. Das hatte man wirklich nicht auf der Agenda", sagte ein Händler.

Der gesamte Dax lag am späten Nachmittag mit knapp zwei Prozent im Minus. Das Handelsvolumen von Hypo Real Estate war heute mehr als viermal so hoch wie im 30-Tage-Durchschnitt.

Zuvor hatte das Münchner Unternehmen mitgeteilt, dass es einen US-Wertpapierportfolio mit 390 Millionen Euro auffangen musste. Für die Börse war das ein Schock: Monatelang hatte der Konzern darauf beharrt, nicht von der US-Hypotheken-Krise betroffen zu sein. Der Vorstand hatte stets erklärt, als Finanzierer von Gewerbeimmobilien sei Hypo Real Estate von den Zahlungsproblemen amerikanischer Hausbesitzer nicht betroffen.

"Es gab lange Zeit, den Markt auf so etwas vorzubereiten, das hat die Hyo Real Estate verpasst. Das ist sehr unglücklich", sagte ein Marktteilnehmer. "Das ist ein absoluter Vertrauensbruch", sagte auch Merck-Fink-Analyst Konrad Becker. "Das Ausmaß der Abschreibungen ist im Vergleich zu anderen Banken eigentlich gar nicht so schlimm." Die Frage ist jetzt aber: Was kommt noch?

Erst heute Mittag hatte die Citigroup   mit ihren Zahlen zum vierten Quartal reinen Tisch gemacht: Die größte amerikanische Bank musste einen Verlust von zehn Milliarden Dollar bekanntgeben.

Bei Hypo Real Estate brach der Jahresgewinn vor Steuern um ein Viertel auf 890 Millionen Euro ein. Konzernchef Georg Funke gab sich trotzdem zuversichtlich: "Wir haben uns super geschlagen", während "andere Banken auf die Knie gegangen sind". Die Aussicht für das neue Jahr sei "verhalten optimistisch".

Die angestrebte Eigenkapitalrendite von 12 Prozent werde voraussichtlich verfehlt. Angesichts der "Marktkatastrophe" seien aber auch neun bis zehn Prozent Rendite hervorragend, sagte Funke. Weitere Abschreibungen in den USA könne er allerdings nicht ausschließen. Die Dividende soll um ein Drittel gekürzt werden.

wal/Reuters/AP

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