Ringen um AOL Google schließt Pakt mit AOL
New York - Die AOL-Mutter Time Warner und Google stünden kurz vor einer Übereinkunft, dass Google eine Milliarde Dollar für fünf Prozent der Anteile an AOL zahlen wird, berichtet das "Wall Street Journal" online. Zuletzt galt Microsoft als führender Bieter. Microsoft ist aber nach Informationen des "Journals" und der Nachrichtenagentur Reuters nun aus dem Rennen ausgeschieden.
Weder Google, Time Warner noch Microsoft nahmen zu den Berichten Stellung.
Angesichts der Google-Offerte wird AOL mit insgesamt 20 Milliarden Dollar bewertet. Die Time-Warner-Sparte leidet seit langem unter starkem Kundenschwund im Web-Zugangsgeschäft und will dies offensichtlich mit Hilfe einer engen Google-Werbepartnerschaft durch viel höhere Online- Werbeeinnahmen wettmachen.
Für Microsoft ist dies ein schwerer Schlag. Das Unternehmen hatte gehofft, AOL für die Verwendung seiner beim Onlinedienst MSN angesiedelten Internet-Suchmaschine abzuwerben. Damit bleibt Microsoft im Suchanzeigengeschäft weit abgeschlagen hinter Google und Yahoo die Nummer drei. AOL hatte bereits die Google-Suchmaschine verwendet. Die drei Unternehmen nahmen keine Stellung.
Deal soll am Dienstag abgesegnet werden
Die Vereinbarung mit Google solle bereits am Dienstag vom Time-Warner- Board gebilligt werden, hieß es. Microsoft hatte seit Jahresbeginn mit Time Warner über eine AOL-Kooperation verhandelt. Zeitweise hatten sich auch Yahoo, der größte US- Kabelfernsehbetreiber Comcast sowie die News Corp. des Medienmagnaten Rupert Murdoch für eine AOL-Partnerschaft interessiert. Google war erst im September an Time Warner heran getreten.
Time-Warner-Boss Richard D. Parsons informierte Google-Konzernchef Eric E. Schmidt am Donnerstagabend, dass er das kürzlich verbesserte Google-Angebot akzeptieren werde. Er benachrichtigte dann Microsoft- Chef Steven A. Ballmer, dass man die von Microsoft so begierig angestrebte Vereinbarung stattdessen mit Google machen werde, berichtete die "New York Times" in ihrer Onlineausgabe. Die Vereinbarung solle fünf Jahre laufen.
AOL-Anzeigen sollen auf dem Google-Site spezielle Platzierungen erhalten. Bei Suchanfragen von Google-Nutzern zu Themen, für die AOL Informationen hat, soll eine Zugangsmöglichkeit zu AOL-Sites geschaffen werden. AOL kann auch Werbung verkaufen, die auf anderen Web-Sites erscheint, die die Google-Suchmaschine verwenden. Schließlich will Google AOL-Videos stärker bei seinem eigenen Videosuchdienst platzieren. All dies dürfte für AOL höhere Online- Anzeigeneinnahmen bedeuten.
Internet-Aktien im Plus
AOL ist bereits der größte Google-Kunde. Google hatte im Rahmen der laufenden Vereinbarungen alle Suchanzeigen verkauft, die auf AOL- Sites erschienen. Google wird dabei in diesem Jahr nach Darstellung der "New York Times" rund 500 Millionen Dollar hereinholen, wovon Google AOL 430 Millionen Dollar zahlen werde. Im Rahmen der neuen Vereinbarung können die AOL-Verkäufer auch Suchanzeigen verkaufen, die nur auf AOL-Sites erscheinen.
Die Time-Warner-Aktien legten am Freitag um 0,9 Prozent auf 18 Dollar zu und die Google-Anteile um 1,8 Prozent auf 430,15 Dollar. Die Microsoft-Aktien fielen um 0,1 Prozent auf 26,90 Dollar.
Time-Warner-Chef Parsons steht unter starkem Druck des US- Milliardärs Carl Icahn. Er verlangt kursfördernde Maßnahmen wie eine Aufspaltung von Time Warner und Aktienrückkäufe von 20 Milliarden Dollar. Icahn und seine Partner kontrollieren rund drei Prozent der Time-Warner-Aktien. Auch der AOL-Mitgründer Stephen M. Case hatte sich kürzlich für eine Aufspaltung von Time Warner stark gemacht. dpa br xx mu