Rolex & Co. Gebrauchte Luxusuhren sind gefragt wie nie

Luxusuhren von Rolex im Schaufenster eines Händlers
Foto: Rolf Vennenbernd / dpaDieser Artikel gehört zum Angebot von SPIEGEL+. Sie können ihn auch ohne Abonnement lesen, weil er Ihnen geschenkt wurde.
Die Suche nach soliden Geldanlagen lässt einer Studie zufolge den Markt für Luxusuhren aus dem Secondhandmarkt boomen. 2026 dürfte der Umsatz mit Zeitmessern von Marken wie Rolex, Patek Philippe oder Audemars Piguet auf 101 Milliarden Dollar wachsen, wovon ein Drittel auf gebrauchte Uhren entfalle, schätzt die Unternehmensberatung Boston Consulting Group (BCG). Der Secondhandmarkt nehme in diesem Zeitraum um neun Prozent zu, deutlich stärker als der für neue Uhren.
Grund des Booms sei die Suche der Anleger nach alternativen Investments, die Wertsteigerungen versprechen. Die Secondhandpreise für die größten Luxusuhrenmarken seien seit 2018 jährlich um 20 Prozent gestiegen, stärker als Aktienindizes wie der S&P 500, der die größten US-Unternehmen umfasst. Vom allgemeinen Crash der Märkte in der Finanzkrise 2008 hätten sich die Preise für Luxusuhren in weniger als zwei Jahren erholt, wohingegen viele Anlagekategorien im Finanzsektor und bei Konsumgütern länger benötigten.
Den Wunsch nach gebrauchten Uhren treibt auch, dass viele der begehrten Stücke kaum zu bekommen sind. Der Internethandel beschleunigt den schnellen Wechsel der Uhren. In drei Jahren würden etwa 60 Prozent aller Gebrauchtuhren online verkauft, schreibt BCG weiter. Neue Zeitmesser würden dagegen nur bis zu 15 Prozent über das Internet gehandelt.
Die Gebrauchtuhrenbranche hat die Zeit der Hinterhofgeschäfte weit hinter sich gelassen, in denen auch dubiose Händler Uhren unklaren Ursprungs verkauften, oft auch gefälschte. Durch große Onlineanbieter wie WatchBox, Chrono24 und Watchfinder ist der Markt transparent geworden, auch Prüfungen der Authentizität solcher Uhren werden angeboten. Überdies können Kunden aus aller Welt dort nach ihren Wunschobjekten suchen.
Stärkere Preisanstiege als bei Kunst, Wein oder Handtaschen
Menschen mit weniger großem Geldbeutel als es die teils in die Hunderttausende Euro gehenden Uhrenpreise erlauben, können mit gebrauchten Uhren teilweise ihren Traum am Handgelenk erfüllen, wenn sie nicht auf die besonders begehrten Modelle abzielen. Insbesondere Sammler hätten es auch auf die Gebrauchtuhren abgesehen, heißt es in der Studie, da sie auf diesem Weg an rare Stücke kommen könnten. Immerhin würden fast 95 Prozent aller Uhren nicht mehr produziert. Hinzu kämen wohlhabende Investoren, die ihr Anlageportfolio diversifizieren und gegen die Inflation absichern wollten. Die ungebrochen starke Nachfrage nach den Uhren minimiert das Investitionsrisiko enorm.
Wie begehrt Uhren sind, zeigt ein Vergleich der Marktpreise mit anderen Kategorien, in die Investoren Geld stecken. In den zehn Jahren zwischen 2012 und 2022 stiegen die Preise von Luxusuhren laut BCG im Schnitt jährlich um sieben Prozent, in den zwei Jahren 2021 und 2022 sogar um 27 Prozent. Kunst schaffte laut den Daten in den vergangenen zwei Jahren ein jährliches Preisplus von 14 Prozent, Wein erreichte 18, Juwelen acht Prozent, Handtaschenpreise stiegen um 17 Prozent und die von Autos um sechs.

Die Rolex Daytona, die Schauspieler Paul Newman einst trug, brachte auf einer Auktion 17,8 Millionen Dollar ein
Foto: AFP/PHILLIPSGebrauchte Uhren können dabei Preise erzielen, die jene der Neuware bei Weitem übersteigen. Investoren hätten es beispielsweise besonders auf einige Modelle abgesehen: Patek Philippe Nautilus, Audemars Piguet Royal Oak, Rolex Daytona and GMT-Master II. Diese Modelle würden um bis zu 200 Prozent höhere Preise erreichen als sie neu gekostet hatten. Gerade die Geschichte solcher Uhren spielt für Uhrenfans eine große Rolle, sodass selbst heute noch zu kaufende neue Uhren weniger kosten können als ihre Secondhand-Pendants. Dafür sorgt auch, dass die Hersteller ihre Produktion weit weniger ausbauen, als es Nachfrage gibt. Obendrein brachte die Pandemie eine noch stärkere Verknappung. Längst führen Uhrenhändler lange Wartelisten für begehrte Zeitmesser.
Auch die Uhrenindustrie kann frohlocken: 2022 exportierten Schweizer Hersteller Uhren und Werke im Wert von geschätzt 25 Milliarden Franken. Obendrein gewinnen sie nebenher viele junge Kunden, um die sich andere Branchen bemühen müssen. Laut der Uhrenplattform Chrono24 kommt die Hälfte der Kundenanfragen von jüngeren Interessenten unter 35 Jahren.