Trotz Schwesig-Veto Umwelthilfe sieht Hinweise auf Vorarbeiten für LNG-Terminals vor Rügen

Mecklenburg-Vorpommerns Regierungschefin Manuela Schwesig ist gegen den Bau von zwei großen Flüssiggasterminals vor der Ostküste Rügens. Doch laufen laut der Umwelthilfe möglicherweise bereits Vorarbeiten.
Zwei LNG-Tanker sind von Rügen aus in der Ostsee zu sehen

Zwei LNG-Tanker sind von Rügen aus in der Ostsee zu sehen

Foto:

Stefan Sauer / dpa

Ungeachtet des Vetos von Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) haben nach Angaben der Deutschen Umwelthilfe offenbar erste Vorarbeiten für weitere LNG-Terminals östlich von Rügen begonnen. Schiffsbewegungen im betreffenden Seegebiet ließen darauf schließen, dass ein Spülbagger die Arbeit aufgenommen habe und auch Probebohrungen niedergebracht werden könnten. »Das Muster wiederholt sich. So wurde auch beim Bau des Nordsee-Terminals vor Wilhelmshaven vorgegangen«, sagte am Samstagabend Constantin Zerger, Bereichsleiter für Energie und Klimaschutz bei der Deutschen Umwelthilfe.

Im Tagesverlauf seien die Schiffsbewegungen des Schwimmbaggers »Swarog« der Bauplattform JB119 vor der Südostspitze Rügens registriert und auch bildlich festgehalten worden. Die Umwelthilfe habe vorsorglich Widerspruch beim Bergamt Stralsund eingelegt, bis zum Abend aber keine Antwort erhalten. Zerger verwies darauf, dass »etwaige Baggerarbeiten zum jetzigen Zeitpunkt in die Laichzeit des Herings sowie in die Zeit des Vogelzugs« fielen. Aus naturschutzfachlicher und rechtlicher Sicht sei somit die Zulassung eines vorzeitigen Baubeginns oder auch nur vorbereitender Arbeiten auszuschließen.

Dem pflichtete auch Landesumweltminister Till Backhaus (SPD) bei. Das Genehmigungsverfahren laufe, erst am Freitag sei die Frist für Einwendungen gegen das Projekt abgelaufen, sagte Backhaus am Abend. Vorzeitige Maßnahmen seien ihm nicht bekannt und auch nicht angezeigt. Wie Schwesig äußerte auch Backhaus Bedenken gegen den geplanten Standort für zwei weitere Flüssiggasterminals, die der Energiekonzern RWE im Auftrag des Bundes nur wenige Kilometer vor den Badeorten Binz und Sellin errichten will. Auch Kommunalpolitiker und Tourismusverbände sind strikt dagegen. RWE war am Abend nicht für eine Stellungnahme zu erreichen.

Schwesig: Sind zusätzliche Terminals überhaupt erforderlich?

Erst am Freitag hatte Ministerpräsidentin Schwesig ihre Kritik an den bisherigen Plänen des Bundes für zwei Flüssigerdgas-Terminals vor Rügen untermauert und Alternativen gefordert. »Zum Beispiel, dass man sehr, sehr weit rausgeht, wo es überhaupt niemanden stört – und dann vielleicht eine längere Leitung baut«, sagte Schwesig im NDR-Fernsehen. Doch müsse der Bund zunächst die Frage beantworten, ob zusätzliche Terminals vor Rügen überhaupt noch erforderlich seien.

Die Umweltverbände Bund, Nabu und WWF warnten vor dem Bau der Terminals vor Rügen, einer damit verbundenen weiteren Gaspipeline durch den Greifswalder Bodden sowie Seetrassen durch die Ostsee. Sowohl der Bau als auch der langjährige Betrieb bedrohten empfindliche und geschützte Lebensräume.

Mitte Februar hatte Mecklenburg-Vorpommerns Wirtschaftsminister Reinhard Meyer (SPD) die Pläne vorgestellt: Etwa 4,5 bis 6,5 Kilometer vor Sellin im Südosten Rügens sollten demnach zwei Plattformen gebaut werden, an denen schwimmende Flüssigerdgas-Terminals (FSRU) festmachen können. Dort sollen LNG-Tanker anlegen und ihre Ladung an die etwa 250 Meter langen Terminals abgeben. Über eine etwa 38 Kilometer lange Anbindungsleitung soll das Gas dann nach Lubmin transportiert werden. Dafür sollen überschüssige Röhren der Nord-Stream-2-Leitung verbaut werden. Lubmin als früherer Anlandepunkt für russisches Erdgas aus der Ostseepipeline Nord Stream 1 ist bereits an das europäische Verteilnetz angebunden. Dort betreibt die Deutsche Regas seit Mitte Januar bereits ein LNG-Terminal.

wbr/dpa
Die Wiedergabe wurde unterbrochen.
Playlist
Speichern Sie Audioinhalte in Ihrer Playlist, um sie später zu hören oder offline abzuspielen. Zusätzlich können Sie Ihre Playlist über alle Geräte mit der SPIEGEL-App synchronisieren, auf denen Sie mit Ihrem Konto angemeldet sind.
Jetzt anmelden
Sie haben noch kein SPIEGEL-Konto? Jetzt registrieren
Merkliste
Speichern Sie Ihre Lieblingsartikel in der persönlichen Merkliste, um sie später zu lesen und einfach wiederzufinden.
Jetzt anmelden
Sie haben noch kein SPIEGEL-Konto? Jetzt registrieren