Nach wochenlanger Pause Moskauer Börse nimmt Handel wieder auf – US-Regierung spricht von »Scharade«

Wegen heftiger Kursturbulenzen infolge des Angriffs auf die Ukraine und den folgenden Sanktionen blieb die Moskauer Börse mehrere Wochen geschlossen. Nun kann wieder mit Aktien gehandelt werden – jedoch mit großen Einschränkungen.
Börsenkurse in Moskau (Archivbild)

Börsenkurse in Moskau (Archivbild)

Foto: Mikhail Tereshchenko / ITAR-TASS / IMAGO

Nach fast einem Monat Pause wegen des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine und der westlichen Sanktionen gegen Russland hat die Moskauer Börse den Handel am Donnerstag wieder aufgenommen. Allerdings durften nur Aktien von 33 Unternehmen gehandelt werden, darunter Papiere des Gasmonopolisten Gazprom, des Ölkonzerns Lukoil und der staatlichen Fluggesellschaft Aeroflot. Das hatte die Zentralbank der Staatsagentur Tass bereits am Tag zuvor angekündigt. Der Moex-Russland-Index stieg zuletzt um rund zehn Prozent. Damit machte der Index einen kleinen Teil seiner Verluste wett, die er vor der Handelsaussetzung verbucht hatte.

Allerdings können Anleger nicht auf fallende Kurse wetten, da Leerverkäufe verboten sind. Zudem hatte Russlands Zentralbank es Wertpapierhändlern schon im Februar untersagt, russische Wertpapiere im Besitz von Ausländern zu verkaufen. Mit den Schritten sollen am Aktienmarkt die Folgen der westlichen Sanktionen gegen das Land eingedämmt und weitere Turbulenzen vermieden werden.

Der Handel war gestoppt worden, nachdem der Moex Russia kurz nach dem russischen Angriff auf die Ukraine am 24. Februar um fast die Hälfte eingebrochen war. Investoren hatten versucht, so viel Geld wie möglich abzuziehen und in Sicherheit zu bringen. Aktien russischer Unternehmen wurden seither aus wichtigen, weltweiten börsengehandelten Indexfonds gestrichen.

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US-Regierung: »Kein echter Markt und kein nachhaltiges Modell«

Einem Marktexperten zufolge könnte der Absturz der russischen Börse durchaus einige einheimische Käufer anlocken. Womöglich wollten sie sich damit für die nach oben schnellende Inflation in dem Land wappnen, die den Wert von Bargeld schmelzen lässt.

Die US-Regierung bezeichnete die Wiederaufnahme des Handels indes als »Scharade«. »Dies ist kein echter Markt und kein nachhaltiges Modell, was die Isolation Russlands vom globalen Finanzsystem nur noch unterstreicht«, sagte der stellvertretende nationale Sicherheitsberater Daleep Singh. Russland habe deutlich gemacht, dass es staatliche Mittel in die künstliche Stützung der Aktien von Unternehmen stecken werde, die im Handel seien. Die Vereinigten Staaten und ihre Verbündeten würden weiterhin Maßnahmen ergreifen, um Russland von der internationalen Wirtschaftsordnung zu isolieren.

bam/dpa
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