Sanierung Opel will mit Billig-Astra um Kunden buhlen
Berlin/Düsseldorf - Die Pläne für Stellenstreichungen bei Opel werden laut der Zeitung "Die Welt" konkreter: Nach einem Bericht des Blattes will Magna im Konzern nun 11.600 Stellen streichen.

Opel-Zentrale in Rüsselsheim: Tausende Jobs bedroht
Foto: Ralph Orlowski/ Getty ImagesDer Stellenabbau solle europaweit in den kommenden zwei Jahren erfolgen, berichtet die Zeitung am Donnerstag unter Berufung auf den vorläufigen Geschäftsplan des Automobilzulieferers - 9500 Stellen sollen demnach in der Produktion wegfallen, weitere 2100 nach den vorläufigen Plänen von Magna-Co-Chef Frank Stronach in Vertrieb und Verwaltung abgebaut werden.
Bislang hatte der Konzern stets angegeben, dass bei der Opel-Sanierung gut 10.000 Arbeitsplätze wegfallen. Gewerkschaften hatten mehrfach geschätzt, dass bis zu 11.000 Arbeitsplätze zur Disposition stünden.
In Deutschland sollen nach den bisherigen Plänen rund 2500 Arbeitsplätze wegfallen - ob sich diese Zahl nun erhöht, lässt der Bericht offen.
Opel wollte die Nachricht auf Anfrage von SPIEGEL ONLINE nicht kommentieren. Bei Magna war zunächst niemand für eine Stellungnahme zu erreichen.
Opel beschäftigt in Europa 55.000 Mitarbeiter. Magna hatte Anfang Juni eine Absichtserklärung zum Einstieg bei Opel unterschrieben und verhandelt mit der Opel-Mutter General Motors (GM) über die Ausgestaltung des Abkommens. Magna soll künftig 20 Prozent an Opel übernehmen, 35 Prozent soll die russische Staatsbank Sberbank halten, 35 Prozent GM und weitere zehn Prozent die Beschäftigten von Opel.
Opel will mit Billig-Astra neue Käufer finden
Spätestens im nächsten Jahr will Opel das Geschäft kräftig ankurbeln: 2010 läuft eine neue Variante des beliebten Astra-Modells vom Band. Den aktuellen Astra will Opel dennoch weiter bauen und deutlich günstiger verkaufen. Das Bochumer Opel-Werk wird wesentlicher Nutznießer dieser Strategie sein: Laut Betriebsratschef Rainer Einenkel sieht die aktuelle Planung vor, dass die Produktion sämtlicher "Alt-Astra"-Modelle an diesem Standort konzentriert wird, berichtet die "Rheinische Post".
Die Bundesregierung hält trotz der laufenden Verhandlungen zwischen Magna und General Motors hält Kontakt zu weiteren Opel-Interessenten. Darunter seien auch welche, die öffentlich nicht bekannt seien, sagte Wirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg am Donnerstag in Berlin. Er sprach von einem weiteren chinesischen Investor, der in den vergangenen zwei Wochen Interesse gezeigt habe. Er stellte allerdings klar, dass Magna derzeit das exklusive Verhandlungsvorrecht habe.
Magna will laut "Frankfurter Allgemeine Zeitung" nach vollzogener Opel-Übernahme einen Teil der Produktion ins Ausland verlagern. Trotzdem bleibt den Plänen zufolge genug Arbeit für die Opel-Werker: Die Produktion soll allein in Bochum und Rüsselsheim um fast 150.000 Autos gesteigert werden. Betroffen sei die Fertigung von Motoren und Getrieben, schreibt die "FAZ" unter Berufung auf ein Schreiben des Bundeswirtschaftsministeriums vom 5. Juni an den Haushaltsausschuss des Bundestags.
Laut der Zeitung enthält das Papier Planungen von Magna zu einzelnen Standorten in Deutschland. Demnach soll die Getriebeproduktion aus Bochum und Rüsselsheim in die ausländischen Werke Aspern in Österreich und Szentgotthart in Ungarn verlagert werden. In Kaiserslautern solle dagegen die Komponenten- und Motorproduktion mit Ausnahme des Motors L850 fortgeführt werden. Noch nicht entschieden sei, ob die Vorfertigung von Komponenten für das Modell Corsa aus dem spanischen Zaragoza nach Kaiserslautern geholt werde.
Abseits der Produktionsplanungen gibt es offensichtlich aber auch noch einige Punkte zwischen den Partnern des Konsortiums zu klären, denn die russische Sberbank will ihre Anteile möglichst schnell wieder loswerden und hat sich nach Informationen der "FAZ" ausbedungen, auch ohne Rücksprache an den Autohersteller Gaz verkaufen zu dürfen.
BAIC soll an Volvo interessiert sein
Der an Opel interessierte chinesische Autobauer BAIC erwägt laut "Wall Street Journal" einen Einstieg bei der schwedischen Ford-Tochter Volvo. Wie die Zeitung unter Berufung auf drei mit der Situation vertraute Personen berichtete, wollen Vertreter des chinesischen Konzerns wahrscheinlich noch am Donnerstag die Volvo-Zentrale in Göteborg besuchen.
Dabei sollten Entwicklungs- und Produktionsstätten besichtigt werden. Eine der Personen sagte der Zeitung, das Interesse von BAIC sei in einem frühen Stadium. BAIC und Ford waren für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.