Sarkasmus à la Eisner
Disney-Chef würdigt Jobs als Windows-Erfinder
Walt Disneys Michael Eisner muss sich derzeit gegen eine feindliche Übernahme wehren, bewahrt aber dennoch seinen Humor. Auf einer Analystenkonkurrenz unterhielt er die anwesenden Finanzprofis - auf Kosten seines Intimfeindes, Apple- und Pixar-Chef Steve Jobs.
Hamburg - Eigentlich hat Michael Eisner derzeit nichts zu lachen. Erst vergangene Woche brach ihm seine beste Einnahmequelle weg, ein Deal mit der Animationsfilmschmiede Pixar. Das Unternehmen von Steve Jobs produziert für den Mauskonzern Straßenfeger am laufenden Band (Monster AG, Findet Nemo), währende Eisners eigene Leute seit mehreren Jahren nur Filme abliefern, die irgendwo zwischen altbacken (Bärenbrüder) und hoffnungslos (Schatzplanet) rangieren.
Außerdem versucht der US-Kabelriese Comcast, den Disney-Konzern im Rahmen einer feindlichen Übernahme zu schlucken und nach Ansicht vieler Analysten hat Eisner in der bevorstehenden Abwehrschlacht keine guten Karten. Zuguterletzt hat der Topmanager Probleme mit seinem Aufsichtsrat und mit Großaktionär und Gründerenkel Roy Disney, der Eisner für einen inkompetenten Kontrollfreak hält und das auch bei jeder sich bietenden Gelegenheit sagt.
Jetzt verschaffte sich der Vorstandsvorsitzende während einer Analystenkonferenz Ausgleich. Erst bemerkte er laut "Forbes" vor laufenden Kameras: "Zukäufe - klar wir kaufen Comcast!", was ihm reichlich Lacher einbrachte. Dann nahm er sich seinen Intimfeind Steve Jobs vor. Zu dem geplatzten Pixar-Deal sagte er: "Sie würden mich heute umbringen, wenn sie den Deal nachlesen könnten, den wir denen angeboten haben." Zu Jobs Fähigkeiten als Manager eines Entertainment-Konzerns wollte Eisner weiter nichts sagen, dafür stimmte er eine vor Sarkasmus triefende Lobhymne auf Jobs' Leistungen bei Apple an: Er hat den Computer erfunden, oder zumindest Windows, oder was auch immer, das hat er gut gemacht."
Eisners Äußerungen dürften die Antwort auf Jobs jüngste Einlassungen zum Thema Disney gewesen sein. Jobs hatte gesagt, dass Disney seiner Ansicht nach in kreativer Hinsicht seit Jahren ziemlichen Mist produziere: "Disneys Fortsetzungen machen uns krank ... schauen sie sich die Qualität von Fortsetzungen wie 'König der Löwen 1 ½ an, das ist ziemlich peinlich"