Schlechte Aussichten für Dollar und US-Konjunktur
Der Dollar verliert immer mehr seine Rolle als Leitwährung. Trotz der Krise am Golf erreichte die US-Devise am Freitag vergangener Woche mit 1,554 Mark ihren bisher tiefsten Stand gegenüber der D-Mark. In der Vergangenheit hatten Weltkrisen meist eine Massenflucht in den Dollar ausgelöst. Doch die Zeiten scheinen vorbei: Nicht einmal Saddam Husseins Überfall auf Kuweit konnte den Verfall des Dollar stoppen. Um ein Fünftel ist die US-Währung in den vergangenen zwölf Monaten gegenüber der Mark gefallen. Die Flucht in den Dollar, erklären US-Börsianer die Trendwende, sei eine Folge des Kalten Krieges gewesen. Jetzt, da der Kapitalismus gesiegt hat, fließt das Geld dahin, wo es sich am besten aufgehoben fühlt: nach Europa, speziell in die Bundesrepublik Deutschland. Den Deutschen wird nicht nur ein weiteres Wirtschaftswachstum vorausgesagt, hier schätzen die Finanz-Profis auch das erfolgreiche Bemühen der Bundesbank, die Währung stabil zu halten. Die Flucht in die Mark stabilisiert die deutsche Währung weiter: Sie mildert die Folgen der gestiegenen Ölpreise für die deutsche Wirtschaft. In den USA dagegen verschärft der steile Anstieg der Ölpreise die Angst vor einer Rezession. Die halten viele Beobachter inzwischen für unausweichlich: Die Unternehmensgewinne und die Autoverkäufe, beides wichtige Konjunkturbarometer, sind rückläufig, dagegen steigt die Zahl der Arbeitslosen und der Firmenpleiten. Und im Hintergrund drohen unabsehbare Risiken: Für die Sanierung der US-Sparkassen braucht die Regierung wahrscheinlich eine Billion Dollar. Das Budget-Defizit für dieses Jahr dürfte schon ohne diese Belastung bei 200 Milliarden Dollar liegen. Steuererhöhungen und Ausgabenkürzungen scheinen unausweichlich, für die gegenwärtige Konjunkturlage der USA wären sie verheerend. Wenn die Konjunktur abstürzt, werden die USA auch die Zinsen senken müssen - das treibt den Dollar weiter aus dem Land.