Schnelles Internet Telekom-Rivalen versprechen flächendeckendes DSL binnen Jahresfrist
Hamburg/Berlin - Den Startschuss gab die Bundesregierung mit ihrer Diskussion um ein Konjunkturprogramm. Noch streiten die Koalitionspartner zwar um die Details, doch dass Geld für den Ausbau der DSL-Netze bereitstehen wird, gilt als ausgemachte Sache. In den "Ruhr Nachrichten" bezeichnet Finanzminister Peer Steinbrück (SPD) Infrastruktur-Investitionen noch einmal als zentralen Bestandteil des Konjunkturprogramms.
Für die Telefongesellschaften geht es jetzt darum, diese Schätze zu heben. Dabei wollen es die im VATM zusammengeschlossenen Telekom-Konkurrenten nicht hinnehmen, dass die Deutsche Telekom den Löwenteil der Subventionen kassiert, und kontern mit einem Gegenangebot: "Wir machen das im Vergleich zur Telekom in der Hälfte der Zeit, mit höherer Internet-Zugangsgeschwindigkeit und deutlich billiger", sagte VATM-Geschäftsführer Jürgen Grützner der "Financial Times Deutschland". In einem Brief an Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) versprechen die Firmen, dass sie in der Lage sind, binnen eines Jahres alle Haushalte in Deutschland ans schnelle Internet anzuschließen.
Dass eine höhere Anschlussrate als ein Prozent aller Haushalte jährlich möglich ist, belegen die Zahlen aus anderen Industriestaaten: In der EU schließt die Telekommunikationsindustrie jedes Jahr rund 2,5 Prozent der Haushalte an das Glasfasernetz an, in den USA sind es sogar zehn Prozent. In Südkorea haben schon jetzt zwei Drittel der Haushalte Zugang zum schnellen Internet, in Japan sind es sogar 84 Prozent. Dort finanzieren meistens die Regierungen die Glasfasernetze. Auch in den USA helfen staatliche Programme. Dafür sahen in Deutschland Politik und Regulierungsbehörde lange Zeit keinen Bedarf.
Mit dem Vorstoß torpedieren die Telekom-Konkurrenten auch die Pläne des ehemaligen Monopolisten, mit Rückendeckung der Kanzlerin ganz Deutschland im Alleingang flächendeckend mit schnellem Internet zu versorgen. Telekom-Chef Rene Obermann hatte jüngst einen entsprechenden Vorschlag unterbreitet. Nötige Milliardeninvestitionen koppelte er aber an die Forderung, höhere Preise für die Vermietung der eigenen Leitungen an die Wettbewerber erheben zu dürfen. Vor allem die Kosten für die Nutzung der "letzten Meile" direkt in die Haushalte ist ein ewiger Streitpunkt zwischen der Telekom und ihren Konkurrenten.
Derzeit haben noch rund fünf Millionen Bundesbürger keine Möglichkeit, den schnellen Zugang zum Internet zu nutzen. "Weiße Flecken" befinden sich vor allem in Randgebieten von Städten sowie auf dem Land. Die Telekom will zur Schließung dieser Lücken zwei Milliarden Euro aufwenden. Der Ausbau soll 2011 abgeschlossen sein, sollte die Politik den Pakt eingehen.
VATM-Geschäftsführer Grützner warnte, die Bundesregierung stehe im Begriff, mit der Telekom einen "Vertrag zu Lasten Dritter" abzuschließen. Das Gegenangebot soll dies verhindern. "Insgesamt werden wir weitere 40 Milliarden Euro investieren und setzen dabei auf einen kostengünstigen Mix aus Glasfaser, Kupfer und digitalem Funkanschluss", erläuterte Grützner in der "Bild"-Zeitung. Zu den VATM-Mitgliedsfirmen gehören auch Großunternehmen wie die spanische Telefonica oder die KPN- -Tochter E-Plus.