Billigst-Arznei EU warnt vor Boom gefälschter Medikamente

Gefälschte Viagra-Tablette: "Versuchter Massenmord"
Foto: DDPBerlin - Die EU-Kommission entdeckt immer mehr Arzneimittelfälschungen. Es handele sich vor allem um Antibiotika, Krebs- und Malariamedikamente, cholesterinsenkende Arzneien, aber auch um Schmerzmittel und Viagra, sagte der scheidende deutsche Industriekommissar Günter Verheugen der "Welt". Man sei über die steigende Zahl der Fälschungen "äußerst besorgt".
Die EU habe bei gezielten Zollkontrollen in allen Mitgliedsländern innerhalb von nur zwei Monaten 34 Millionen gefälschte Tabletten sichergestellt. "Das hat alle Befürchtungen übertroffen", sagte Verheugen.
Medikamentenfälschungen seien ein Kapitalverbrechen, das mit aller Härte bestraft werden müsse. "Jede Fälschung von Medikamenten ist ein versuchter Massenmord", sagte der SPD-Politiker. "Selbst wenn ein Medikament nur unwirksame Stoffe enthält, kann es dazu führen, dass Menschen daran sterben, weil sie glauben, ihre Krankheit mit einem wirksamen Mittel zu behandeln."
Der Industriekommissar erwartet, dass sich die EU im Kampf gegen Arzneimittelfälschungen 2010 darauf "einigen wird, dass der Weg einer Arznei von der Herstellung bis zum Verkauf minutiös zurückverfolgt werden kann. Dazu wird es Sicherheitszeichen auf den Medikamentenpackungen geben, darunter einen Barcode". Außerdem werde es "ein Siegel geben, damit klar ist, ob und von wem die Packung gegebenenfalls geöffnet wurde, um Manipulationen der Medikamente zu verhindern", sagte Verheugen der Zeitung.
Dem EU-Kommissar zufolge sind Maßnahmen gegen gefälschte Medikamente "auch ein wichtiger Beitrag zur Senkung der Gesundheitsausgaben, denn die Einnahme unwirksamer oder schädlicher Mittel produziert Kosten in Millionenhöhe". Allerdings wird sich der Preis der Medikamente durch die neuen Sicherheitszeichen erhöhen.