Heute schon geshoppt? Die Frage dürften viele Menschen in diesen Tagen mit Ja beantworten. Denn am Freitag hat der Black Friday die Weihnachtseinkaufs-Saison eingeläutet. Viele Händler machen während des Shopping-Events so viel Umsatz wie an keinem anderen Tag im Jahr – überall auf der Welt.
O-Ton:
»Es ist toll, deshalb sind ja auch so viele Menschen gekommen. Letztes Jahr waren es nicht so viele. Accessoires kosten einen Dollar und Schuhe gibt es für 20 Dollar, man muss nur seine Größe finden und zuschlagen.«
Der Black Friday ist ein globales Phänomen. Vor allem in den USA hat der Tag mittlerweile für viele Menschen Tradition. Nachdem sie Thanksgiving gefeiert haben, strömen Millionen in die großen Einkaufszentren des Landes.
O-Ton:
»Wir sind gestern Abend um 19 Uhr hier angekommen. Einige von uns haben sogar das Thanksgiving-Dinner etwas früher verlassen, um früh in der Schlange zu stehen. Die ersten 200 bekommen einen Geschenkgutschein. Wir hoffen, dass wir einen der höherpreisigen Geschenkkarten bekommen, damit wir ihn für verschiedene Dinge einlösen können. Ich habe vor, in den Lego-Laden zu gehen. Einige Leute wollen etwas für andere einkaufen.«
Auch online wird in den USA trotz oder gerade wegen der gestiegenen Verbraucherpreise durch die Rekord-Inflation so viel geshoppt wie nie zuvor. Die Umsätze amerikanischer Webshops werden laut Analysten in diesem Jahr zum ersten Mal die neun Milliarden-Dollar-Grenze überschreiten.
Auch in Europa und Deutschland weiten viele Händler den Black Friday mittlerweile auf ein Black Friday Weekend oder gar eine Black Week aus – und versprechen weitaus länger als nur für einen Tag die günstigsten Angebote.
Doch es regt sich Widerstand am scheinbar grenzenlosen Konsum. Greenpeace-Aktivisten demonstrierten am Freitag an der Konzernzentrale des größten Online-Händlers Amazon. Sie wollen auf den Ressourcenverbrauch aufmerksam machen, den der Kauf neuer Produkte unweigerlich mit sich bringt.
Viola Wohlgemuth, Greenpeace:
»Und das wird niemals so stark vorangetrieben wie am Black Friday, an dem Fukushima des Überkonsums. An dem Tag, an dem Unmengen von Produkten neu produziert werden, Produkte hin- und her geschifft werden, und am Ende sogar zerstört und zurückgeschickt werden.«
In Europa ist der Black Friday noch keine zehn Jahre alt. Trotz der Umsatzchancen machen einige Händler nicht mit oder denken schon wieder um.
Patrick Desrumaux, Geschäftsführer der Modemarke Xandres:
»Wir nehmen statt am Black Friday am Green Friday teil. Wir sind da sehr radikal: Bei uns kann man heute überhaupt nichts kaufen. Alle Läden sind geschlossen, der Webshop ist geschlossen. Statt zu verkaufen, werden wir heute der Kleidung ein längeres Leben schenken, indem wir alle Kleidungsstücke, die uns gebracht wurden, reparieren.«
Auch andere Geschäfte beteiligten sich am Green Friday. Die Ladenkette Dille & Kamille blieb am Freitag in Belgien, den Niederlanden und Deutschland ebenfalls geschlossen. Die Mitarbeiter setzten sich laut Angaben auf der Unternehmens-Webseite an dem Tag ehrenamtlich bei verschiedenen Organisationen für die Natur ein.
Einige Unternehmen nutzen die scheinbar grüne Gegenkampagne, um auf nachhaltige Produkte aus dem eigenen Sortiment aufmerksam zu machen – und bieten dafür Rabatte an. Ein Gegensatz: Denn Kunden, die das Klima schonen wollen, kaufen am besten möglichst wenig Neues – egal ob am Black oder am Green Friday.
Will man sich dennoch dem Shopping-Fieber hingeben, lohnt es sich, genau hinzuschauen: In manchen Fällen wurden die Preise von den Händlern erst kurz vor der Rabattierung am Black Friday erhöht. Und schon am Montag folgt auf den Black Friday der sogenannte Cyber Monday - die Antwort der Online-Händler auf den Black Friday. Keinesfalls muss man sich also von den vielen Angeboten unter Druck setzen lassen. Der nächste Rabatt kommt bestimmt.