November 2019: So sah der Black Friday vor der Pandemie aus. Im letzten Jahr stürmten die Schnäppchenjäger lieber das Netz.
Corona hat insgesamt für einen Onlineshopping-Boom gesorgt: Im Jahr 2020 ist das Volumen an Paket-, Express- und Kuriersendungen um fast elf Prozent im Vergleich zum Vorjahr gewachsen, zum ersten Mal in den vergangenen zwei Jahrzehnten um einen zweistelligen Wert.
Besonders gern bestellen die Deutschen Kleidung sowie Elektro- und Elektronikprodukte online.
Und auch im stationären Einzelhandel sind trotz Lockdowns die Umsatzzahlen gestiegen.
Ständig neue Handymodelle, Modekollektionen und die Jagd nach Rabatten: Die CO2-Bilanz dieses Konsumverhaltens ist erschreckend. Wir haben sie am Beispiel eines Smartphones durchgerechnet.
Smartphones enthalten Dutzende Rohstoffe, darunter Aluminium, Kobalt und Gold, die aufwendig gewonnen werden müssen. Nur selten stammen sie aus recycelten Materialien.
Für die Herstellung von Smartphones werden rund 57 Kilogramm CO2-Äquivalente, kurz CO2e, ausgestoßen. Das ist eine Maßeinheit, die den Effekt aller Treibhausgase aufs Klima vergleichbar macht.
Zwei Kilogramm CO2-Äquivalente werden beim Transport des Smartphones produziert, wobei der Onlinehandel durchaus umweltfreundlicher sein kann als ein stationärer Kauf. Fährt man beispielsweise mit dem Auto fünf Kilometer zu einem Geschäft, schlägt sich das mit durchschnittlich 850 Gramm auf dem CO2e-Konto nieder, so das Umweltbundesamt. Die Onlinebestellung hingegen hätte nur rund 300 Gramm CO2-Äquivalente produziert. Lagerung und mögliche Retouren sind dabei allerdings nicht eingerechnet.
Elektronische Geräte verursachen auch durch ihre Nutzung CO2-Emissionen. So kann allein der Stromverbrauch eines Smartphones während der Lebensdauer rund elf Kilo CO2e verursachen. Dazu kommt die Datenübertragung: Rechnet man pro Tag mit vier Stunden Videostreaming (62 Kilo CO2e pro Jahr), zehn Fotos für soziale Netzwerke (ein Kilo CO2e pro Jahr), zwei Stunden Sprachassistent (zwei kg CO2e pro Jahr) und einem Gigabyte Backup (Elf Kilo CO2e pro Jahr), kommt man auf stolze 76 Kilo CO2-Äquivalente pro Jahr.
Viele Smartphones haben bereits nach 2,5 Jahren ausgedient, dann muss ein Neues her.
Recycling oder Reparaturen sind zwar machbar, aber aufwendig. Nicht selten landet das alte Gerät deshalb in der Schublade oder gleich im Müll. 2019 hat jeder Deutsche 19,4 Kilo Elektroschrott produziert.
Allein die Entsorgung eines Smartphones kann mehrere hundert Gramm CO2-Äquivalente pro Jahr verursachen.
Zählt man alle Treibhausgas-Emissionen zusammen, die für ein Smartphone von der Herstellung über die Nutzung bis zur Entsorgung anfallen, kommt man bei einer dreijährigen Nutzungsdauer auf rund hundert Kilo CO2e pro Jahr.
Das ist im Vergleich zum gesamten CO2-Fußabdruck zwar nur ein sehr kleiner Teil, dennoch ließe sich eine signifikante Menge an Kohlenstoffdioxid einsparen, wenn man die Geräte länger nutzen würde. Allein ein Jahr würde der EU CO2-Einsparungen von mehr als zwei Millionen Tonnen bringen – das ist so viel, als nähme man eine Million Autos aus dem Verkehr.
Auch am Black Friday sollte die Frage also nicht lauten: Kaufe ich etwas online oder im Laden? Sondern: Brauche ich wirklich ein neues Smartphone? Das Alte tut’s vielleicht auch noch.