Brexit-Ärger in Großbritannien 165 Euro Zoll für ein Paar Stiefel aus Deutschland

Nach dem Brexit erleben viele Onlineshopper in Großbritannien eine Überraschung: Nach dem Ausscheiden des Landes aus der Handelsunion mit der EU fordern Paketdienste die Zahlung hoher Zollgebühren – sonst gibt's keine Lieferung.
Paketbote in London (Archiv)

Paketbote in London (Archiv)

Foto: Richard Baker / In Pictures via Getty Images

Der Mann aus Manchester war froh, als er die gewünschten Winterstiefel endlich im Internet gefunden hatte, zum Preis von 200 Pfund, umgerechnet sind das derzeit etwa 225 Euro, bei einem Internetverkäufer aus Deutschland. So hat es der Kunde der BBC  berichtet.

Das böse Erwachen kam etwas später: Der Paketzusteller UPS habe sich bei ihm gemeldet, allerdings nicht mit den bestellten Stiefeln. Wenn er diese haben wolle, müsse er zunächst die fälligen zusätzlichen Gebühren, 20 Prozent Mehrwertsteuer sowie Einfuhrzölle begleichen, eine Summe von 147 Pfund (165 Euro).

Boris Johnson hatte zollfreien Handel versprochen

Der Besteller aus Manchester ist offenbar kein Einzelfall. Auch andere Medien berichten über Kunden in Großbritannien, die wie gewohnt Waren online bestellt haben – und aus allen Wolken fielen, weil die Paketzusteller bei ihnen zunächst hohe Beträge eintreiben wollen. So berichtet der »Guardian«  von einer Kundin aus Norfolk, die UPS 121 Pfund Zölle, Steuern und Gebühren für eine Bekleidungsbestellung aus Norwegen (Gesamtwert 236 Pfund) zahlen sollte.

Als sie die Sachen bestellte, habe der Verkäufer auf der Website noch mit kostenfreiem Versand geworben, sagt sie. Ähnlich erging es auch einer Frau aus Uttoxeter, in ihrem Fall (292 Pfund Warenwert) forderte der Zusteller 93 Pfund: Sie hatte in einem Onlineshop mit britischer Internetadresse bestellt und habe keine Ahnung gehabt, dass die Firma in Wahrheit in Berlin beheimatet sei.

Der britische Premierminister Boris Johnson hatte seinen Landsleuten zollfreien Warenverkehr trotz Brexit versprochen. Die Realität sieht laut BBC derzeit deutlich anders aus. Für Waren in einem Wert über 135 Pfund würden bis zu 25 Prozent Einfuhrzoll fällig, sofern diese nicht bereits vom Verkäufer bezahlt worden seien. Die Paketdienste wiederum müssten das Geld für die Regierung eintreiben. Einige europäische Firmen hatten deshalb in den vergangenen Wochen bereits verkündet, ihre Verkäufe nach Großbritannien vollständig einzustellen.

Viele Käufer behelfen sich ihrerseits offenbar damit, bestellte Ware einfach zurück an den Versender gehen zu lassen. Der Stiefelkäufer aus Manchester hingegen hat die Zollgebühren bezahlt. Bekommen hat er die Ware aus Deutschland bislang allerdings nicht. Möglicherweise stecken sie im Warenchaos an der Grenze fest, das der Brexit ausgelöst hat.

beb
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