IW-Studie zu privatem Konsum Verbraucher gaben im Coronajahr im Schnitt 1250 Euro weniger aus

Die Pandemie hat dem privaten Konsum in Deutschland einen kräftigen Dämpfer verpasst. Vor allem Kleidung und Schuhe blieben 2020 in den Läden liegen. Drastisch ist der Rückgang auch bei Dienstleistungen.
Geschlossener Laden in Frankfurt am Main: Hoffnung auf Aufholeffekt

Geschlossener Laden in Frankfurt am Main: Hoffnung auf Aufholeffekt

Foto: Blatterspiel / imago images/Jan Huebner

Läden und Restaurants geschlossen und gemütliche Klamotten im Homeoffice statt schick ins Büro: Die Einschränkungen des Coronajahrs 2020 haben beim privaten Konsum deutliche Spuren hinterlassen. Nach Berechnungen des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) gaben Verbraucher in Deutschland im Durchschnitt mindestens 1250 Euro weniger aus als im Jahr vor der Krise. In der Summe entspreche das einem Rückgang der Konsumausgaben um 104 Milliarden Euro, heißt es in einer Untersuchung des Forschungsinstituts.

Im Vergleich mit dem Jahr 2019 sei der Konsum um 6,1 Prozent eingebrochen – so stark wie seit 70 Jahren nicht. Für das erste Quartal 2021 beziffern die Forscher den Konsumausfall auf weitere 40 bis über 60 Milliarden Euro.

Besonders wenig hätten die Bundesbürger 2020 kurzlebige Konsumgüter wie Kleidung oder Schuhe gekauft, schreiben die Autoren der Studie, über die zuerst die »Rheinische Post« berichtet hatte. Der Kauf langlebiger Konsumgüter wie Autos oder Möbel sei im Zuge des ersten Lockdowns zwar auch zurückgegangen, die Nachfrage habe aber im zweiten Halbjahr 2020 um fünf Prozent im Vergleich zum Vorjahr zugelegt. Die IW-Experten führen das auch auf die vorübergehende Mehrwertsteuersenkung zurück.

Einen besonders heftigen Einbruch gab es demnach bei Dienstleistungen. Im gesamten Jahr 2020 habe sich der Rückgang auf 78 Milliarden Euro summiert. Das seien mehr als 2 Prozent des deutschen Bruttoinlandsprodukts. »Die staatlich verordnete Schließung von körpernahen Dienstleistungen, Gastronomiebetrieben, Hotels, Freizeit- und Veranstaltungseinrichtungen haben viele Konsumwünsche unmöglich gemacht«, bilanzierte IW-Wissenschaftler Hubertus Bardt.

Forscher erwarten zwar mit dem Abflauen der Pandemie auch einen Aufholeffekt beim privaten Konsum , doch von Kauflaune ist bei den Verbrauchern offenbar bislang noch nichts zu spüren. Nach einer vom IW gemeinsam mit anderen Forschungsgruppen durchgeführten Befragung wollen 43 Prozent den Teil ihres Einkommens sparen, der nach den grundlegenden Ausgaben übrig bleibt. Normalerweise seien es weniger als 30 Prozent. Zudem habe nur ein Drittel der Befragten angegeben, derzeit Ausgaben für einen Urlaub einzuplanen – normalerweise seien es 45 bis 50 Prozent.

Hinweis der Redaktion: In einer früheren Version dieses Beitrags wurde der Rückgang der Konsumausgaben 2020 mit 116 Milliarden Euro beziffert. Das IW hat seine Angaben inzwischen auf 104 Milliarden Euro korrigiert.

mmq/dpa
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