Nach Entfristungsdebatte Deutsche Post erwägt Preiserhöhung

Gerade erst sorgte die Deutsche Post für Aufregung in der Debatte um Entfristungen von Arbeitsverträgen. Nun denkt das Unternehmen laut darüber nach, die Paketpreise anzuziehen.
Mitarbeiterin der Deutschen Post

Mitarbeiterin der Deutschen Post

Foto: imago/Ralph Peters

Paketsendungen könnten bald teurer werden. Die Deutsche Post erwäge Preiserhöhungen für Pakete, sagte Konzernchef Frank Appel, derzeit in Personalunion auch Chef der Paket-Sparte, am Dienstag in London vor Analysten. Hintergrund sei ein Gewinn-Rückgang in ihrer Brief- und Paketsparte im ersten Quartal.

Für die Preiserhöhung gibt es laut Post aber noch keine Entscheidung. Vor einem Beschluss über die Preise will der Konzern Gespräche mit seinen großen Kunden führen.

Bei Briefen könnte auf die Verbraucher ab 2019 eine höheres Porto zukommen. Das muss die Bundesnetzagentur allerdings genehmigen.

Kritik an umstrittener Einstellungspraxis

Erst am Wochenende hatten Anweisungen der Post zum Umgang mit ihren Postboten Empörung ausgelöst. Diese dürften in zwei Jahren höchstens sechsmal krank werden, nicht mehr als zwei Autounfälle verschulden und in drei Monaten nicht mehr als 30 zusätzliche Stunden für ihre Touren benötigen. Andernfalls werden ihre Verträge nicht entfristet. Gewerkschaften und Politiker von rechts und links bezeichneten die Praxis als verwerflich.

Solche Entfristungskriterien bei Arbeitsverträgen sind nach Darstellung des DGB arbeitsrechtlich zwar nicht angreifbar. "Aber es ist moralisch höchst verwerflich", sagte der Chef des Deutschen Gewerkschaftsbundes, Reiner Hoffmann. Es sei "an der Zeit, dass mit diesem Unfug aufgeräumt wird." Finanzminister Olaf Scholz (SPD) will die umstrittene Praxis bei der Post nicht hinnehmen und den Einfluss des Bundes für eine Änderung der Kriterien nutzen.

Der Konzern hat in den ersten drei Monaten des Jahres 5,2 Prozent weniger Gewinn gemacht als im Vorjahreszeitraum, nämlich 600 Millionen Euro. Auch der Umsatz sank leicht um 0,9 Prozent auf 14,75 Milliarden Euro. Insgesamt sei der Jahresauftakt aber gut gewesen, so Post-Chef Appel. "Mit dem anhaltenden Boom im internationalen E-Commerce ist der wichtigste Wachstumstreiber für unsere Geschäfte intakt." Der Bereich für Post, Pakete und Onlinehandel trägt knapp ein Drittel zum Gesamtumsatz bei.

lie/AFP/Reuters
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