Auf seinen Besuch muss man lange warten: Jan Asbahr ist Energieberater und momentan ständig unterwegs. Heute besucht er einen Kunden, der sein Haus energieeffizient umbauen möchte.
Jan Asbahr, Energieberater
»Moin, Moin.«
Ralph Hohenschurz-Schmidt, Eigentümer
»Grüß’ Sie, Herr Asbahr.«
Jan Asbahr, Energieberater
»Ja, wird immer mehr. Täglich mehr Anfragen, täglich mehr Beratungsbedarf. Die politische Lage und die Energiepreise zwingen uns ja dazu, etwas zu tun.«
Der Hauseigentümer möchte seine alte Gasheizung loswerden. Um vernünftig beraten zu können, muss Asbahr sich erstmal einen Überblick verschaffen. Wie viele Räume gibt es, wo gibt es eine Fußbodenheizung, wie gut sind die tragenden Mauern gedämmt.
Dann geht es in den Keller, zum Herzen des Hauses: der Heizung.
Ralph Hohenschurz-Schmidt, Eigentümer
»Meine Frau hat das hier zugebaut.«
Eigentümer Hohenschurz-Schmidt wünscht sich eine umweltfreundlichere Alternative zu seiner Gasheizung von 2001: ein System, betrieben mit der Erdwärme aus dem heimischen Boden statt mit russischem Gas.
Jan Asbahr, Energieberater
»Hier wird es dann nach dem Austausch hocheffiziente Pumpen geben. Da haben wir auf jeden Fall eine große Einsparung, wenn die auf Stufe eins laufen mit 25 Watt Leistung.«
Ralph Hohenschurz-Schmidt, Eigentümer
»Ich habe die auch runterreguliert, damit sie nicht so viel Strom brauchen und das hat absolut ausgereicht.«
Jan Asbahr, Energieberater
»Ganz genau. Ist auch immer ein guter Tipp, einmal die Pumpe, wenn man sie denn regulieren kann, eine Stufe tiefer zu stellen, um dann zu gucken, ob es weiterhin ausreicht, die Heizkörper, die Fußbodenheizung, ausreichend mit Wärme zu versorgen. Dann Heizungsleitungen, alle Warmwasser führenden Leitungen im Heizungsraum und in unbeheizten Bereichen dämmen, um auch hier den Wärmeverlust zu minimieren.«
Ralph Hohenschurz-Schmidt, Eigentümer
»Ja, das haben wir ja.«
Jan Asbahr, Energieberater
»Aber eigentlich sieht das auch recht vollständig aus.«
Ralph Hohenschurz Schmidt, Hauseigentümer
»Wenn man sagen kann, man ist dann auf jeden Fall im Winter nicht von irgendwelchen Gaslieferungen abhängig, ist das wirklich ein sehr, sehr gutes Gefühl. Aber das Thema haben wir schon weit vor der Ukrainekrise angestoßen, aber Herr Asbahr war so beschäftigt, dass wir, glaube ich, fast vier Monate gebraucht haben seit unserer Terminvereinbarung für den Termin heute. Das heißt, da hat man über Ukraine noch gar nicht nachgedacht, als dieser Termin neu festgelegt worden ist.«
Schon vor dem Krieg in der Ukraine sind die Energiepreise enorm gestiegen. In den vergangenen Wochen hat sich die Situation noch verschärft. Laut Statistischem Bundesamt ist importierte Energie mehr als doppelt so teuer wie ein Jahr zuvor. Im Inland erzeugte Energie kostet 68 Prozent mehr.
Und so soll im Garten von Eigentümer Hohenschurz-Schmidt demnächst eine Probebohrung durchgeführt werden, um zu sehen, ob die Erdwärme im schleswig-holsteinischen Alt-Duvenstedt eine Alternative zum russischen Gas sein kann. Die Voraussetzungen sind gut.
Jan Asbahr, Energieberater
»Wir haben natürlich eine wunderbare schöne Fläche hier, die auch eine gute Zuwegung zur Straße hat für das Gerät, sodass man hier in diesem Bereich natürlich eine Erdwärme-Bohrung durchführen kann, um die Sonde einzubringen.«
Ralph Hohenschurz-Schmidt, Eigentümer
»Ansonsten für den Standort der Luftwasser-Wärmepumpe, wäre das da natürlich ideal, da ist der Heizungskeller. Aber da will es meine Frau eben partout nicht haben. Aber ich kann es auch verstehen, dass wäre jetzt nicht gerade so eine schöne Visitenkarte, wenn man da reinkommt und hat da so einen Kasten stehen.«
Jan Asbahr, Energieberater
»Wobei es die ja auch schon in hübsch gibt.«
Ralph Hohenschurz-Schmidt
»Man könnte sie anmalen, ja das stimmt.«
Jan Asbahr, Energieberater
»Wir haben ja auch ein bisschen nicht nur das Optische, die optische Beeinträchtigung, auch vielleicht eine kleine Lärmbelästigung, wenn die Anlage dann läuft und wirklich der Kompressor auch zu hören ist.«
Zur nächsten Heizperiode wird es wohl noch nichts mit der neuen Wärmepumpe, denn im Moment gibt in Folge der Coronapandemie und des Ukrainekriegs enorme Materialengpässe: Lieferzeiten von 30 bis 50 Wochen für eine Wärmepumpe sind zurzeit normal.
Das 160 Quadratmeter große Haus, Baujahr 1980, hat bereits eine Photovoltaik-Anlage auf dem Dach. Auch die guckt sich der Energieberater ganz genau an. Nicht überall macht eine solche Anlage auch Sinn.
Jan Asbahr, Energieberater
»Jede Verschattung durch Bäume, Schornsteine, durch Nachbargebäude wirkt sich auf den Anlagebetrag aus, so dass wir bei der Konzeptionierung schon darauf achten, wo wir das Ganze installieren können, was Sinn macht, was keinen Sinn macht. So hinter dem Schornstein zum Beispiel, das macht keinen Sinn.«
Wo kann man sparen? Diese Frage soll Jan Asbahr auch bei seinem zweiten Hausbesuch am heutigen Tag beantworten. Ein junges Ehepaar hat nach langer Suche ein Haus im schleswig-holsteinischen Büdelsdorf gekauft. Die Schlüsselübergabe ist erst ein paar Tage her, die neuen Besitzer wollen in zwei Wochen einziehen. Sie haben Jan Asbahr gebeten, zu schauen, was sie tun können, um die Energiekosten in Zukunft zu senken. Auch hier geht es erstmal in den Keller.
Jan Asbahr, Energieberater
»Kopf einziehen!«
Kathrin Bork, Eigentümerin
»Für meine Größe geht es noch.«
Jan Asbahr, Energieberater
»Wenn man eine vernünftige Kellerdecke hat, ist eine schöne Maßnahme, die Kellerdecke von unten zu dämmen, so 6 bis 8 Zentimeter. Das ist in diesem Fall nicht möglich.«
Dann geht es in den Heizungskeller.
»Die Ölheizung. Genau.«
Die alte Ölheizung entspricht nicht mehr dem aktuellen Stand der Technik, sowohl was den Energieverbrauch als auch die Schadstoffemissionen betrifft.
Kathrin Bork, Eigentümerin
»Einmal haben wir uns die Preisentwicklung angeguckt. Die Preise gehen ja aktuell auch relativ durch die Decke. Andererseits ist natürlich auch der Aspekt, dass wir fürs Klima und energetisch natürlich was tun wollen.«
Die Ölheizung soll also raus. Jetzt muss überlegt werden, welcher Heizungstyp für das Haus sinnvoll ist. Aber: Eine Umrüstung kostet viel Geld.
Jan Asbahr, Energieberater
»All das ist auch förderfähig und mit in den förderfähigen Kosten drin. Nur mal als Beispiel, wenn ihr jetzt auf eine reine Wärmepumpe geht, dann bekommt ihr 45 Prozent der Kosten und dieser gesamten Kosten gefördert vom Staat.«
Neben der alten Ölheizung hat das Haus von 1954 energetisch noch ein anderes Problem, das Dach. Wollen die Eigentümer in Zukunft Energie sparen, dann ist eine Sanierung dringend notwendig. Wie aufwändig diese wird, soll der Energieberater heute prüfen. Reicht eine neue Dämmung oder muss gleich das ganze Dach erneuert werden?
Jan Asbahr, Energieberater
»Wir haben Pfannen mit Mörtelverstrich, ich gehe davon aus, dass wir einige Undichtigkeiten haben. Man sieht hier Wasserflecken auf dem Fußboden. Ich würde da wohl nicht mehr so lange mit warten, das Dach zu erneuern.«
Da warme Luft immer nach oben steigt, geht durch das Dach die meiste Wärme verloren. Ist allerdings nur das Dach gedämmt, sucht sich die Wärmeenergie einen anderen Weg, zum Beispiel durch die Wände.
Jan Asbahr, Energieberater
»So sollten wir auch anfangen, erst mal die Gebäudehülle energetisch zu sanieren, um den Wärmebedarf des Gebäudes zu senken, um dann nachher die Heizungsanlage bedarfsgerecht auszulegen.«
Energieberater Asbahr schätzt die Kosten allein für eine komplette Dachsanierung auf 60.000 bis 80.000 Euro. Hinzu kommen Kosten für die Dämmung der Außenwände und ein neues Heizsystem. Je länger die neuen Eigentümer damit warten, umso teurer wird es für sie, denn die derzeit hohen Energiepreise werden in den kommenden Monaten wohl weiter steigen. Keine guten Aussichten für Verbraucher.