Energiepreise Netzentgelte für Stromverbraucher so hoch wie nie

Die Energiepreise ziehen auf breiter Front an – vor allem wegen hoher Brennstoffkosten. Nun steigen auch die Netzentgelte auf ein Rekordhoch. Zahlen müssen es die Endkunden.
Überlandleitungen nahe Riesa (Archivbild): Die Entgelte für Stromnetze steigen auf ein Rekordhoch. Sie machen rund ein Viertel des Endverbraucherpreises aus

Überlandleitungen nahe Riesa (Archivbild): Die Entgelte für Stromnetze steigen auf ein Rekordhoch. Sie machen rund ein Viertel des Endverbraucherpreises aus

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Jürgen Lösel/ picture-alliance/ dpa

Die Netznutzungsentgelte für Strom werden im kommenden Jahr in Deutschland so hoch wie nie zuvor sein. Dies ergibt eine Analyse des Vergleichsportals Verivox, die dem SPIEGEL vorliegt.

Demnach werden die Netzentgelte im bundesweiten Durchschnitt um rund 3,7 Prozent steigen. Laut Verivox muss dann ein Privathaushalt mit einem Verbrauch von jährlich 4000 Kilowattstunden per annum rund 303 Euro netto bezahlen: etwa elf Euro mehr als 2021.

Die Netznutzungsentgelte werden von den zuständigen Regulierungsbehörden für jeden Netzbetreiber regional berechnet und festgelegt. Sie machen rund ein Viertel des Endkundenpreises für Privathaushalte aus.

Damit drohen vielen deutschen Verbrauchern im kommenden Jahr höhere Stromtarife. Schon in den vergangenen Wochen haben zahlreiche Versorger Tarifanhebungen angekündigt: vor allem wegen der stark gestiegenen Einkaufspreise im Strom-Großhandel. Auch andere Energieträger wie Benzin, Diesel, Heizöl und Gas haben sich teils massiv verteuert.

Um einen allzu starken Anstieg der Strompreise zu verhindern, hat die Bundesregierung mithilfe von Steuergeld die EEG-Umlage für 2022 deutlich gesenkt. Die steigenden Netzentgelte konterkarieren die preisdämpfende Wirkung aber zum Teil wieder: besonders in bestimmten Regionen.

Am stärksten verteuert sich die Netznutzung im kommenden Jahr in Bremen: mit einem Plus von rund 13 Prozent. Das entspricht einer jährlichen Mehrbelastung von 27 Euro bei 4000 Kilowattstunden Verbrauch. In Hamburg steigen die Stromnetzgebühren um 7,7 Prozent, im Saarland um 7,5 Prozent.

Entgelte steigen seit Jahren

In Sachsen-Anhalt hingegen bleiben die Netzentgelte 2022 stabil; in Thüringen, Niedersachsen und Berlin steigen sie um maximal zwei Prozent. In seiner Analyse hat Verivox die Daten von rund vier Fünfteln der deutschen Stromversorgungsgebiete untersucht.

Insgesamt sind die Netzgebühren für Strom bundesweit laut dem Vergleichsportal innerhalb der letzten zehn Jahre um gut ein Drittel angestiegen.

Für die Entgeltbildung müssen die Netzbetreiber ihre Gesamterlöse verursachungsgerecht auf alle von ihnen betriebenen Netzebenen und Netzfunktionen umlegen und den Regulierern die Daten präsentieren.

Die Entgelte beruhen dann auf der sogenannten Erlösobergrenze, die von den Regulierungsbehörden  für jeden Netzbetreiber berechnet und festgelegt wird. Das heißt auch, dass der Netzbetreiber durch die Summe seiner Netzentgelte nicht mehr verdienen darf, als ihm von der Behörde als Gesamterlös vorgegeben wurde.

Auch Gaskunden müssen mehr fürs Netz bezahlen

Beim Erdgas müssen sich die Verbraucher ebenfalls auf höhere Netzentgelte einstellen. Laut einer Analyse des Vergleichsportals Check24 für bislang 88 Prozent der deutschen Postleitgebiete werden diese Gebühren im Schnitt um etwa zwei Prozent angehoben.

Noch viel deutlicher dürfte auf die Gas-Endkonsumententarife die Preisexplosion im Großhandel durchschlagen. Mindestens 65 Gas-Grundversorger haben zuletzt schon ihre Tarife erhöht oder dies angekündigt. Im Schnitt droht den Kunden ein Aufschlag von 12,4 Prozent.

Energieanbieter haben nun bis Mitte November Zeit, um zu entscheiden, ob sie Veränderungen der Netzentgelte an ihre Kunden weitergeben. Gibt es eine Preisänderung, haben Verbraucher immer ein Sonderkündigungsrecht.

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