Energiepreiskrise Verbraucherschützer verlangen Heizkostenzuschuss von mindestens 500 Euro pro Haushalt

Bauministerin Geywitz plant wegen rasant steigender Energiepreise einen Heizkostenzuschlag von mindestens 135 Euro für Bedürftige. Verbraucherschützer halten das für nicht ausreichend.
Heizen ist diesen Winter teuer – und belastet vor allem ärmere Haushalte

Heizen ist diesen Winter teuer – und belastet vor allem ärmere Haushalte

Foto: Fernando Gutierrez-Juarez / dpa

Die neue Bundesbauministerin Klara Geywitz will finanzschwachen Haushalten mit einer Einmalzahlung helfen, die stark ansteigenden Energiepreise abzufedern. Doch die Pläne der SPD-Politikerin reichen nach Ansicht des Verbraucherzentrale Bundesverbands (vzbv) vorne und hinten nicht aus.

Die Verbraucherschutzorganisation begrüßte zwar, dass eine Entlastung für Wohngeldempfänger geplant sei, von der konkret mehr als 700.000 Haushalte profitieren könnten. Die geplante Höhe von 135 Euro für Alleinstehende beziehungsweise 175 Euro für Zweipersonenhaushalte sei jedoch viel zu niedrig. Der vzbv fordert eine Hilfe von durchschnittlich mindestens 500 Euro pro Haushalt.

»Es ist gut, dass die Bundesregierung diese Haushalte unterstützen will. Allerdings plant die Ampelkoalition die Hilfe zu niedrig«, beklagte vzbv-Vorstand Klaus Müller. Das Bauministerium habe zudem zwar eine Formulierungshilfe für den Gesetzentwurf veröffentlicht, aber keine eigenen Zahlen vorgelegt, wie es den Zuschlag konkret berechnet hat.

Preissteigerungen von mehr als 70 Prozent

Laut Eckpunktepapier wird auf Simulationsrechnungen des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln verwiesen. Die Heizkosten der Wohngeldhaushalte aus dem Jahr 2020 seien mit den erwarteten Preissteigerungen fortgeschrieben worden.

Die Verbraucherschützer verweisen dagegen auf Steigerungen, die die Branchenportale im Internet nennen. Das Vergleichsportal Check24 liste inzwischen etwa Steigerungen bei mehr als 1000 Gasgrundversorgern auf, die ihre Preise im Schnitt um 71,2 Prozent erhöht hätten.

Die Preiserhöhungen betreffen demnach rund 3,6 Millionen Haushalte. Bei einem Verbrauch von 20.000 Kilowattstunden pro Jahr wurden von dem Portal zusätzliche Kosten von durchschnittlich 1078 Euro pro Jahr errechnet. »Selbst bei einem konservativen Ansatz würden die Zusatzkosten demnach über 500 Euro pro Haushalt und Jahr liegen«, heißt es in einer Mitteilung  des vzbv.

Die Verbraucherschützer kritisieren zudem, dass der geplante Bundeszuschuss erst nach der Heizperiode ausgezahlt werden soll. Ein Teil der berechtigten Haushalte werde schon früher mit stark gestiegenen Rechnungen konfrontiert sein. Die Politik sollte deshalb Strom- und Gassperren von säumigen Schuldnern bis Ende April 2022 aussetzen, damit Verbraucherinnen und Verbraucher »aufgrund der explodierenden Preise diesen Winter nicht frieren müssen«.

apr
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