All-you-can-eat-Restaurants Teller nicht leer? Strafgebühr!

Sich am Buffet reichlich auftun – und dann nicht alles essen. Das verschwendet nicht nur Lebensmittel, sondern kostet Gastronomen viel Geld. Einige führen deshalb Gebühren für Reste ein.
Essensreste auf einem Teller: »Die Gäste wissen inzwischen, dass sie nicht einfach alles auf den Teller legen und dann liegen lassen können«, sagt Restaurantleiter Robert Jacobs

Essensreste auf einem Teller: »Die Gäste wissen inzwischen, dass sie nicht einfach alles auf den Teller legen und dann liegen lassen können«, sagt Restaurantleiter Robert Jacobs

Foto: Vadym Plysiuk / iStockphoto / Getty Images

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In aneinandergereihten silbernen Wannen liegen Omelettes, gedämpfter Fisch, asiatisches Gemüse und Bratnudeln, daneben stehen große Teller mit Muscheln oder Flusskrebsen, außerdem Behälter mit paniertem Huhn oder knuspriger Ente. Als Nachtisch gibt es Süßigkeiten, gebackene Banane und frische Früchte für den Schokobrunnen.

Schon auf den Fotos des Ladens ist das Asia Oriental Gourmet in Wilhelmshaven ein klassisches asiatisches Buffet-Restaurant mit All-you-can-eat-and-drink-Angebot. Robert Jacobs, mit 76 Jahren eigentlich schon im Ruhestand, leitet das Geschäft. Das Vorgängerrestaurant gehörte ihm. »Ich komme aus einer Gastronomenfamilie, meine Eltern waren Gastronomen und die Eltern meiner Frau auch. Ich bin mit Freude Gastronom«, erzählt Jacobs am Telefon.

Doch über eine Verhaltensweise seiner Gäste ärgerte er sich zunehmend: Immer wieder luden sich Besucherinnen und Besucher mehr auf ihren Teller, als sie essen konnten. Was übrigblieb, musste weggeworfen werden. Einige Buffet-Gastronomen haben deshalb eine Strafgebühr für Essensreste eingeführt. Zuletzt machte ein niedersächsisches Restaurant  damit Schlagzeilen: Wer sich reichlich vom Buffet nimmt und das Essen dann nicht anrührt, zahlt zehn Euro. Aber hilft das oder vergrault es nur die Kundschaft?

»Wir hatten mehr draußen in den Dranktonnen als drinnen auf dem Buffet«

Im Asia Oriental Gourmet gilt seit einem halben Jahr eine ähnliche Regelung. »Es nahm überhand, dass wir übrig gebliebenes Essen wegschmeißen mussten«, erklärt Jacobs. Die Reste kamen dann in spezielle Tonnen für gastronomische Speiseabfälle. »Wir hatten mehr draußen in den Dranktonnen als drinnen auf dem Buffet«, sagt Jacobs. »Am größten war das Problem bei den Kindern, deren Augen wollen immer mehr als sie essen als sie können«.

Eine Frau an einem Buffet: Lebensmittelverschwendung ist für die Gastronomien auch teuer

Eine Frau an einem Buffet: Lebensmittelverschwendung ist für die Gastronomien auch teuer

Foto: Cezaro De Luca / Europa Press / Getty Images

Das war nicht nur ärgerlich, sondern auch teuer: Jacobs schätzt, dass sie monatlich Lebensmittel im Wert von 1000 Euro weggeworfen haben. »Da haben wir gesagt: Wir müssen etwas tun.« Auf der Speisekarte steht jetzt ganz unten: »Wir hoffen natürlich, dass es auch schmeckt und keine Reste überbleiben. Falls das doch der Fall sein sollte, erlauben wir uns zuzüglich 3,50 Euro pro 100 Gramm zu berechnen.« Auch Aushänge im Restaurant weisen darauf hin. Im Zweifelsfall sprechen der Gastronom und sein Team die Leute an, erklärt er, und »bitten sie, aufzuessen«. Sonst droht die Gebühr.

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»Es hat geholfen«, sagt Jacobs. Offenbar hat schon die Ankündigung eine abschreckende Wirkung: Eintreiben musste Jacobs die Strafe noch nie. »Die Gäste wissen inzwischen, dass sie nicht einfach alles auf den Teller legen und dann liegen lassen können. Seitdem schmeißen wir 70 Prozent weniger weg.«

Verband spricht von Einzelfällen

Neu ist die Idee der Restegebühren nicht – der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband (DEHOGA) teilt auf Anfrage aber mit, sie würden nur vereinzelt bei All-you-can-eat-Restaurants und Buffets angewendet. »Es gibt keinen generellen Trend in der Branche«, heißt es. »Vor allen Dingen ist dieses Vorgehen im À-la-carte-Bereich nicht vorstellbar.«

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In Wilhelmshaven habe eine Hotellerie vor rund fünf Jahren erstmals Strafgebühren eingeführt, sagt Jacobs, der nach eigenen Angaben 14 Jahre lang den örtlichen Ableger des Gaststättenverbands leitete. Beim Frühstücksbuffet hätten einige Besucherinnen und Besucher »immer wieder Brötchen nachgelegt, da blieb viel auf den Tellern liegen«, sagt Jacobs. »Dann haben sie Aushänge gemacht, auf denen stand: Bitte nur so viel auflegen wie gegessen wird. Sonst wurde das nachberechnet.«

Jacobs zufolge haben die Gäste im Asia Oriental Gourmet die Gebührendrohung gut aufgenommen. Von Alternativen, wie ihnen das übrig gebliebene Essen einzupacken und mitzugeben, hält der Gastronom nicht viel. »Dadurch entstehen nur neue Probleme, dann brauchen wir wieder Einweggeschirr. Die Gäste sollen lieber weniger auf den Teller legen und noch mal nachnehmen.«

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